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Anschaulicher Abfall

■ Selfmade-Lehrmaterial im Schulmuseum

Schüler mit Schreibzeug auf altertümlichen Holzbänken, karger Lehmboden, nackte Wände, kein Mobiliar. Ein Foto aus Pakistan. Seit gestern präsentiert das Bremer Schulmuseum materielle Not und kreativen Umgang damit. Der Titel „Schule unter Palmen“ verspricht mehr Idylle als Fotos, Spielzeug, Alltagsgegenstände und viel Lehrmaterial aus der Dritten Welt hergeben. Fast alle Objekte sind handgemacht – oft aus Abfall. Ein schwarzer Wollfaden auf Pappe umreißt mit Faustkeilform eine Landkarte, gewundenes blaues Garn markiert Flüsse, rote Heftzwecken bezeichnen Städte: Afrika mit einfachsten Mittel auf wesentliche Elemente reduziert.

Hans Schmidt, Organisator der Ausstellung, leitet in Kooperation mit Goethe-Instituten Lehrer in der Dritten Welt an, mit einfachen Mitteln Lehrmaterial zu basteln. Jeder Pädagoge erarbeitet sich ein Schränkchen voll Materials zu Gesundheitspflege, Geografie und Chemie. Vor dem Hintergrund der Armut in Pakistan oder Palästina läßt sich der Wert des Materials erahnen. Die Pädagogen werden schlecht bezahlt. Die Regierung in Pakistan wolle zwar den Anschluss an das Wissen der Industrienationen, fürchte aber die damit verbundenen Erosionsprozesse traditioneller Werte, so Schmidt. „Es ist nicht gewollt, dass die Kinder aus dem Generationenvertrag aussteigen und ein Leben nach ihrem Gusto führen“. Entsprechend sei die Lage in den Schulen, autoritärer Frontalunterricht ist die Regel. All das erfährt der Besucher nur bei Führungen. Anregend ist der veredelte Abfall aber allemal.

Bremer SchülerInnen können bei vier museumspädagogischen Angeboten selbst aktiv werden. Pappe, Schnur und Kleber – fertig ist das Herzmodell. kl

Öffentliche Führungen am 23.9. und 21.10. um 15 Uhr, für Schulklassen nach Voranmeldung unter Tel.: 3613030.

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