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Bahn-Werke nur ein bisschen gerettet

Gewerkschafter vor Ort reagieren verhalten auf den Kompromiss mit dem Vorstand der Deutschen Bahn

BERLIN taz ■ Es sollte wie eine kleine „Schröder rettet Holzmann“-Aktion aussehen: Der Kanzler holt Bahngewerkschaft und Vorstand an einen Tisch, lässt über die drohende Schließung von acht Bahn-Instandsetzungswerken verhandeln und erreicht einen Kompromiss: Drei Werke werden an private Investoren verkauft, fünf Werke erneut auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft – „unter Einbeziehung von Gewerkschaft, Betriebsräten und Landesregierungen“, wie Schröder am Donnerstagabend versicherte. Ein erstes Gutachten des Unternehmensberaters Roland Berger hatte ergeben, dass an den acht Standorten nicht rentabel produziert werde.

Bei den Gewekschaftern vor Ort ist die Stimmung dennoch verhalten. „Gerettet? Setzen Sie das in Anführungszeichen“, sagte Fritz Ehricke, Regionalleiter der Bahngewerkschaft Transnet, gestern der taz. In seiner Zuständigkeit liegen die Werke Delitzsch, Zwickau, Chemnitz, Leipzig und Stendal. Lediglich für Stendal ist ein Investor gefunden, „aber von den 300 Mitarbeitern sollen nur etwa 140 übernommen werden“, so Ehricke. Für Leipzig wird laut Bahn-Vorstand mit einem Investor verhandelt.

Auch sein für den Nordosten zuständiger Kollege Andreas Schmidt, in dessen Gebiet das „gerettete“ Werk Stendal liegt, spricht nicht von einem Erfolg, „bevor es einen Kaufvertrag gibt“. 212 Mitarbeiter und 53 Auszubildende warten in Stendal Loks und Triebwagen. Nur etwa 90 von ihnen sollen ihren Job behalten, wenn die Kieler Firma Eurotrac das Werk übernimmt. Wie die Verträge für die Restbelegschaft aussehen, müsse man abwarten, so Schmidt. „Da ist von branchenüblichen Tarifen die Rede. Das heißt doch immer, es geht nach unten.“

Etwas optimistischer ist die Stimmung in Nürnberg, wo sich drei Betriebsräte aus Protest seit fünf Wochen an das Werkstor gekettet haben. „Wir haben das Berger-Gutachten widerlegt“, sagt Transnet-Regionalleiter Johann Gebhardt. „Deshalb sind wir optimistisch.“ Der Bahn-Vorstand plant, die Wartung von ICs und ICEs nach Krefeld zu verlagern, wo derzeit S-Bahnen instand gesetzt werden. Gebhardt meint, das sei „technisch überhaupt nicht machbar“. Die Kollegen in Krefeld teilten diese Auffassung, meint er. In Nürnberg stehen 800 von insgesamt etwa 4.000 Arbeitsplätzen aus den fünf Werken auf dem Spiel. An einen „sozialverträglichen Abbau“ dieser Stellen glaubt Gebhardt nicht: „Wir haben eine Arbeitslosigkeit von 9,6 Prozent. Unsere Leute kämen hier nicht unter.“

KATHARINA KOUFEN

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