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Es funkte – mit Verzögerung

■ Zum UKW-Sendestart des Funkhaus Europa feierte Radio Bremen eine zunächst gemächliche, dann tanzbare Party

Radio Bremen hatte gerufen – und nicht ganz so viele wie erwartet waren gekommen. Wenn es nach dem Altersdurchschnitt des Publikums geht, wird sich das kosmopolitische Magazin Funkhaus Europa nicht gerade als Jugendsender etablieren. Es dominierten die eher in die Jahre gekommenen WeltmusikfreundInnen, die ihre bewegten Zeiten hinter sich haben und deshalb etwas länger brauchen, um in Bewegung zu kommen.

Vielleicht lag es auch an der Musik des schwedischen Quintetts Hoven Droven.Die trat zwar ausgesprochen sympathisch und publikumszugewandt auf, wurde aber der Ankündigung als Folkmetal-Band nur teilweise gerecht. Zunächst klang die mit E-Gitarre, E-Bass, elektrisch verstärkter Fiddle, Saxophon und Schlagzeug aufspielende Band wie eine lediglich ein bisschen härter zur Sache kommende Folkrocktruppe, von Metal keine Spur. Zudem ähnelten sich die meist von Geige und Saxophon dominierten melodischen Wendungen und die Rhythmen häufig, erinnerten – zumindest Nichteingeweihte – oft an irische Wheels und Jigs. Also eroberten zunächst einige Riverdance-Adepten die Tanzfläche während die Masse der Besucher und Besucherinnen skeptisch abwartete.

Erst so nach und nach ließen die Schweden den härteren Rhythmushammer kreisen. Ausgerechnet Walzer schienen ihnen dafür besonders geeignet zu sein, jedenfalls droschen sie bei diversen Walzern ordentlich drauf los, das Startsignal für die BesucherInnen nun doch die Tanzfläche zu beleben. Und zum Schluss wurde Hoven Droven, auch ordentlich gefeiert.

Einen Eindruck von der Musikfarbe, die das Funkhaus Europa prägt, gaben anschließend wie bereits zu Beginn des Abends die DJs von „mondo cannibale“: Weltmusik aus allen Ecken des Planeten.

Ebenso multikulturell ist das Repertoire der großartigen Kölner Schäl Sick Brass Band. Sie stiegen mit einem hübschen Potpourri deutscher Marschmusik ein, bevor sie einen Sprung nach Ägypten machten. Melodien aus Bulgarien, der Türkei und New Orleans folgten. Das Ganze mit mächtig treibenden Rhythmen unterlegt, sehr groovy und immer mit kleinen musikalischen Fremdkörpern angereichert. So rappte Sängerin Ivanka Ivanova, die ansonsten im typischen Bulgarische-Stimmen-Stil jubilierte, zwischendurch einen Bulgar-Rap (Maza Meze) und Leader Raimund Kroboth wartete mit einem heftig jaulenden E-Gitarrensolo auf. Der fünfköpfige Bläsersatz agierte in gewohnt perfekter Manier und vermittelte den akustischen Eindruck, als bevölkere eine ganze Big Band die Bühne .

Der mitreißende Auftritt brachte mehr und mehr Leute in Bewegung. Ab Mitternacht wurde die Party auch live im Funkhaus Europa übertragen. Insgesamt sicher ein gelungener Start in die ultrakurzwellige Welt, von den beiden ModeratorInnen Stefan Pulß und Nesrin Hagen, hätte man sich allerdings ein paar mehr Infos zur Struktur und inhaltlichen Ausrichtung vom Funkhaus Europa gewünscht, das zwar schon länger auf Mittelwelle ausgestrahlt wurde, aber, mal ehrlich, wer hört schon Mittelwelle? Arnaud

Funkhaus Europa: UKW–Bremen 96,7 / Bremerhaven 95,4

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