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Gefangen an Bord der Tampa

460 Flüchtlinge auf dem Frachter „Tampa“ sitzen weiter fest. Australien will sie auf die Insel Nauru und nach Neuseeland schicken. Gericht untersagt vorerst den Weitertransport

BERLIN taz ■ Trotz immer massiveren internationalen Drucks ist kein Ende des Martyriums der 460 Bootsflüchtlinge an Bord des Containerfrachters „Tampa“ abzusehen. Der australische Bundesgerichtshof in Melbourne verlängerte gestern eine einstweilige Verfügung, wonach die festsitzenden Flüchtlinge die australischen Hoheitsgewässer nicht verlassen dürfen. Die Entscheidung läuft den Plänen der australischen Regierung zuwider, die sich am Wochenende mit der Pazifikinsel Nauru und Neuseeland über die Aufnahme der Flüchtlinge verständigt hatte.

Premierminister John Howard räumte ein, dass der geplante Flüchtlingstransfer nach Papua-Neuguinea und dann weiter nach Neuseeland und Nauru durch das juristische Verfahren verhindert werde. Unklar bleibt, wie lange die Flüchtlinge noch unter der sengenden Sonne auf der „Tampa“ ausharren müssen – das eigentliche Gerichtsverfahren kann nach Angaben der Behörden noch Wochen dauern.

In einem an den norwegischen Botschafter in Australien ausgehändigten Brief der Flüchtlinge baten die Menschen erneut um Aufnahme. „Wir ersuchen die australischen Behörden, uns nicht der Rechte zu berauben, die alle Flüchtlinge in Ihrem Land genießen.“

Eine Bürgerrechtsorganisation hatte gegen das Vorgehen der australischen Regierung geklagt. Daraufhin erließ das Gericht gestern die einstweilige Verfügung. Anstatt den Frachter unter Einsatz von Gewalt aus australischen Gewässern zu vertreiben, so die Bürgerrechtler, solle die Regierung die Asylanträge der zumeist afghanischen Flüchtlinge bearbeiten.

Auch Norwegen kritisierte die Regierung in Canberra. Es sei „schwierig, zu verstehen, wie ein Land wie Australien“ seine internationale Reputation riskiere, sagte der norwegische Außenminister Thorbjørn Jagland. CB

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