: Entlassung per Mail
Ehemalige MitarbeiterInnen des Call Centers Modalis demonstrieren für die Zahlung ausstehender Honorare
Berliner Call Center Agents gehen morgen auf die Barrikaden. Ehemalige Mitarbeiter der amerikanischen Firma Modalis Research Company demonstrieren vor dem Meinungsforschungsinstituts Emnid für die Auszahlung ausstehender Honorare. Die Modalis-Niederlassung an der Jannowitzbrücke hatte Ende August geschlossen; laut Mitarbeitern werden in den Emnid-Räumen einzelne Aufträge weitergeführt.
In dem internationalen Call Center, in dem vor allem Nichtdeutsche für Firmen wie Siemens oder Dell ins Ausland telefonierten, waren mehr als 100 Agents tätig, zu einem großen Teil in Projektverträgen. Anfang August kam die Kündigung – per Rund-Mail. „Ich war total überrascht“, sagte Jean-Paul Lejeune gestern. Die Firma schulde ihm noch rund 1.400 Mark an ausstehenden Honoraren. „Bis heute weiß ich nicht, ob und wann ich das Geld bekomme.“ Rund 50 weiteren Agents gehe es ähnlich, so genau wisse man das nicht.
Eine von ihnen ist Natalie Polynice. Vier Monate habe sie für Modalis in alle Welt telefoniert, so die französische Fotojournalistin. Insgesamt müsse sie noch rund 4.700 Mark bekommen. Bis jetzt habe es aber nur Vertröstungen gegeben. „Wir sind es satt zu warten.“
Die Betroffenen fürchten, vergebens auf ihr Geld zu warten oder aufwändige und langwierige Gerichtsverfahren gegen die amerikanische Mutterfirma führen zu müssen. Modalis-Manager Klaus König, der gestern telefonisch nicht erreichbar war, hat nach Polinyces Angaben angekündigt, heute Abend noch einmal mit den Betroffenen zu reden. Die Kundgebung morgen werde aber trotzdem stattfinden. Polynice: „Worte reichen uns nicht mehr.“
RICHARD ROTHER
Kundgebung morgen, 17 Uhr, Kurfürstenstraße 112 (Nähe Wittenbergplatz); weitere Infos unter: www.callcenteroffensive.de
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