: Schikanen statt Willkommen
■ Wie eine Künstlerin aus Ghana die ersten Minuten in Deutschland erlebte
Rose Ntsri reiste am 2. August morgens gegen 9 Uhr am Bremer Flughafen mit einem Touristenvisum ein, sie kam aus Ghana. Deutsche und türkische Reisende konnten schnell passieren, doch ihren Pass beäugte ein BGS-Beamter misstrauisch, so Ntsri. Der Beamte fragte wiederholt, ob sie Rose Ntsri sei, wer sie eingeladen habe – Einladungen verlangt das Auswärtige Amt von Bürgern einer Vielzahl von Staaten geringer Wirtschaftskraft. „Beides steht auf dem Visum, was sollen die Fragen“, klagt Rose Ntsri.
Der Beamte fragte weiter, ob sie abgeholt würde. Dann ließ er sich die Freunde zeigen, die gekommen waren, um Ntsri abzuholen. Er sprach mit ihnen auf Deutsch. „Ich konnte nicht verstehen, was über mich gesprochen wurde, erkannte aber an den Mienen der Freunde, dass der Beamte Unangenehmes forderte“, so die Ghanaerin
Die Frau, die Rose Ntsri nach Bremen eingeladen hat, sei aufgefordert worden, sich auszuweisen, erzählt einer der Freunde, Felix Quadflieg. Als sie sich weigerte, habe der Beamte insistiert. Die Gruppe habe ihren Unmut über die Behandlung deutlich gemacht, wurde lauter, Passanten traten hinzu, ein weiterer BGS-Beamte wurde aufmerksam.
Er beriet sich kurz und veranlasste, Rose Ntsri den Pass zurückzugeben und nicht weiter auf den Ausweis der deutschen Freundin zu bestehen. “Ich bin mit gültigen Papieren in Bremen gelandet, der Beamte hatte keinerlei Recht, die Anwesenheit der Einladenden zu überprüfen“ beschwert sich Ntsri. Wären die Freunde nicht am Flughafen gewesen, hätte der Beamte die Frau aus Ghana „festgesetzt“, berichtet Quadflieg, “das ist Freiheitsberaubung.“
BGS-Sprecher Gerd Jenßen erklärt, dass „Kleinigkeiten“ bisweilen genaueres Nachfragen und Recherchen nötig machten. Eine Nummer könne im Pass verwischt sein, afrikanische Pässe seien nicht so sicher. Es liege im Ermessen der kontrollierenden BGS-ler, inwiefern sie bei der „Plausibilitätsüberprüfung“ Abholer befragen oder die einladende Person telefonisch überprüfen.
Wieso der erste Beamte auf einer Überprüfung der Abholenden zunächst bestand und dann der zweite Beamte dies für unnötig erklärte, mochte Janßen nicht sagen: „Zu Einzelheiten der Überprüfung darf ich aus Sicherheitsgründen nichts sagen.“ Die Äußerung des Grenzbeamten, er hätte Frau Ntsri festgehalten, wäre sie nicht von der Einladenden abgeholt worden, mag Janßen nicht glauben, hätte der Grenzbeamte doch seine Kompetenzen überschritten. „Dass die Einreisende nur zehn Minuten festgehalten worden sei, zeigt ja, dass es nur eine Kleinigkeit war“, wiegelt Jensen ab.
Pikant: Die Hälfte der 1.700 Mark, die Rose Ntris Flug nach Deutschland gekostet hat, zahlte das Kulturreferat des Auswärtigen Amtes. Die Ghanaerin zeigt auf drei Ausstellungen in Norddeutschland ihre Batik-Kunst. Im „Café Blau“ in Walle ist ihre Ausstellung noch bis zum 10. Oktober zu sehen. Außerdem wirbt sie für ein kleines Begegnungszentrum in Ghana. Ntsri will älteren Dorffrauen durch Kunstgewerbe zu eigenen Einkommen verhelfen.
Klaus Lübeck
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