Angemessene Bleibe

■ Am Aßmannkanal entsteht ein preisgekröntes Beispiel für Stadtviertel, die die Abwanderung ins Umland stoppen sollen

Wenn es die Häuser am Aßmannkanal nicht schaffen, die Abwanderung ins Umland zu bremsen, dann müssen Stadtplaner und Architekten mit dem Nachdenken noch mal von vorn anfangen. Denn das neue Viertel im Nordwesten Wilhelmsburgs ist das Ergebnis eines bundesweiten Wettbewerbs der Bausparkasse Schwäbisch Hall und des Magazins stern, der neue Perspektiven zum Thema Wohnungsbau in der Stadt eröffnen sollte. Gestern legte Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) den Grundstein. In einem Jahr sollen die ersten Menschen ihre neuen Eigentumswohnungen und Reihenhäuser beziehen.

Aus den ersten Plänen der Architekten Konstantin Kleffel, Uwe Köhnholdt, Finn Warnke und Bernd Gundermann sind nach der Überarbeitung vier Riegel von Reihenhäusern senkrecht zum Aßmannkanal und ein Riegel dahinter quer zum Kanal geworden. Der Landschaftsarchitekt Dieter Schoppe plante gepflasterte Gassen und großzügige Plätze, die nur Anwohner befahren sollen.

Je eine Garage oder Werkstatt, ein Garten und ein dreistöckiges Reihenhaus bilden eine Einheit. Die wohnzimmergroßen Gärten sind durch Mauern getrennt, die Terassen und Balkone nach Süden oder Westen ausgerichtet. In dem Riegel parallel zum Kanal sitzen Eigentumswohnungen huckepack auf den Reihenhäusern.

Die Preise pro Quadratmeter Wohnfläche liegen zwischen 3300 und 3800 Mark. Ein Atrium-Haus mit 120 Quadratmetern Wohnfläche, 35 Quadratmetern Garten und 25 Quadratmetern Garage kostet beispielsweise 400.000 Mark, eine Maisonette-Eigentumswohnung mit 109 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche 325.000 Mark. Die Wilhelmsburger Ortsamtsleiterin Heike Severin (SPD) hofft, dass das neue Quartier ihren Stadtteil aufwerten möge. Es solle „soziale Aufsteiger vor Ort eine angemessene Bleibe finden und nicht in andere Stadtteile abwandern lassen“, sagte sie. Gernot Knödler