Aller Anfang ist schwer

■ „Unsichere Geschichte“ des Teatar & TD auf Kampnagel

Wie beginnen? Das Problem stellt sich nicht nur beim Schreiben einer Theaterkritik. Auch die Theatermacher müssen ihr Stück irgendwie anfangen – oder das Reflektieren darüber als Anfang wählen. Genau das macht die kroatische Theatergruppe Teatar & TD in ihrem Stück Nesigurna prica (Eine unsichere Geschichte). Drei Frauen und zwei Männer betreten die fast leere Bühne, setzen sich auf Holzstühle und diskutieren: Wann und wie wollen wir beginnen? Am bes-ten nach dem Mittagessen. Eine zeichnet schließlich mit Kreide die Koordinaten von Räumen, Personen und Bewegungen an die Wand. Das Stück kann beginnen.

Natürlich hat es längst angefangen. Denn es geht hier nur vordergründig um den Alltag einer Familie – einer pensionierten Lehrerin und ihrer drei erwachsenen Kinder plus Freundin eines Sohnes –, sondern in erster Linie um die Möglichkeiten des Theaters, diesen Alltag darzustellen.

Das beginnt wie eine Theaterprobe, entwickelt sich dann aber zu einem unterhaltsamen Abend. Was vor allem an den natürlich agierenden Schauspielern liegt, die bewusst ihre Persönlichkeit mit der Rolle vermischen und sich mit ihren „echten“ Vornamen anreden. Die Dialoge sind aber leider nur rudimentär verständlich, da kroatisch gesprochen wird und die eingeblendeten Untertitel nur Auszüge wiedergeben.

Auch die Familienmitglieder lernt man nur ansatzweise kennen. Mutter Ana berichtet ihrer Schwiegertochter in spe von ihrem Scheitern als Lehrerin, die wiederum streitet sich mit ihrem Freund über ihre angeblich mangelnden Kochkenntnisse, während der Bruder seine Schwester fragt, ob sie ihn langweilig findet. Kurze, zusammenhanglose Einblicke in ein Familienleben, das sich der Zuschauer wie jeder Außenstehende im Kopf zu einem Gesamtbild zusammensetzen muss.

Hier gibt es weder eine durchgehende Handlung noch eine Entwicklung der Personen, dafür werden die Methoden der Darstellung so spielerisch wie gekonnt durchexerziert – von der Theorie über die Interaktion im Dialog bis zur Selbstdarstellung in kurzen Monologen. Ach ja, und der Anfang auf der Bühne ist eigentlich schon der zweite Akt. Davor haben die Schauspieler im Foyer schon erste Monologe gehalten. Karin Liebe