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Vier Pfund Ruhm

Wenn sich die TV-Branche auf die Schulter klopft: In Berlin wurden die 46 Nominierten für den dritten Deutschen Fernsehpreis vorgestellt

von ARNO FRANK

Wenn das Fernsehen außerhalb seiner selbst Bedeutung und Gewicht suggerieren will, tut es sich bisweilen schwer. Zur Bekanntgabe der Nominierten für den dritten Deutschen Fernsehpreis muss dann schon in großem Stil ins Hotel Adlon geladen werden, auch wenn mangels Nachfrage statt des großen nur ein kleiner Ballsaal gebucht wurde – und nicht mal der wurde voll. Trotz Maischberger, Tarrach & Co., trotz Blitzlichtern und Kameras. Geschenkt, denn „man darf das Fernsehen nicht zu wichtig nehmen. Zu leicht aber auch nicht“, wie ZDF-Mann Hans Janke vom Podium herab zu Protokoll gab.

Ausgezeichnet werde soll also allgemein herausragendes Fernsehschaffen, damit auch jeder der beteiligten Sender (ARD, ZDF, RTL und Sat.1) zu seinem Lorbeer kommt: Allein die WDR-Produktion „Die Polizistin“ ist in den Kategorien „Bester Fernsehfilm und Mehrteiler“, „Beste Schauspielerin“ (Gabriela Maria Schmeide), „Beste Regie“ (Andreas Dresen) und „Beste Kamera“ nominiert – da kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Ein weiterer Anwärter in der Kategorie „Bester Schauspieler“ ist Jürgen Tarrach für seine intensive Darstellung von Walter Sedlmayr in „Wambo“ (siehe Kasten).

Lutz Hachmeister, Jury-Vorsitzender, schaffte das Kunststück, sein Bedauern über die mangelnde Qualität deutscher Serienware („So was wie die ,Sopranos‘ gibt es hier nicht, da könnte noch viel passieren“) mit einem Lob derselben zu verbinden: „Wir haben ein tolles Set an Schauspielern und Serien, die auch im Ausland Anklang finden.“

46 vorausgewählte Programme, Sendungen und Formate stehen nun zur engeren Wahl, aus- und aufgezeichnet wird am 6. Oktober in Köln. Der federführende Sender Sat.1 sendet das Spektakel einen Tag später – und ein Spektakel sollte es natürlich schon sein, wie der Sat.1-Beauftragte Martin Hoffmann durchblicken ließ: „Wir übertragen von 20.15 Uhr bis 22.45 Uhr.“ Ganz sicher scheint er sich nicht zu sein, ob die Verleihung Zuschauer bringen wird: „Wir wünschen uns natürlich, dass ARD, ZDF und RTL sich in diesem Jahr ebenso zurückhalten werden wie wir im letzten Jahr.“ Delikat, wenn die anderen Sender an diesem Abend Sat.1 die Quote vermiesen würden. Letztendlich, versichern die Verantwortlichen nach verhaltenem Gelächter, ziehen doch alle an einem Strang.

Vier Pfund wiegt der deutsche TV-Oscar, ein gläserner Obelisk. Schwer sollte auch der Ort der Bekanntgabe wiegen. Nun ist das Adlon ein Stück neureiches Geprotze in luxuriösem Gepränge. Rückschlüsse auf den Fernsehpreis wären da fahrlässig, ja bösartig.

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