: Zwischen Trauer, Angst und Kritik
TOKIO taz ■ In Japan wurden gestern unmittelbar nach den Anschlägen in den USA die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärft. Bereits am Freitag hatte die US-Botschaft eine Warnung über Terrorattacken auf US-Einrichtungen herausgegeben. Mit Bestürzung sahen die Japaner, wie das World Trade Center in sich zusammenstürzte. Rund 20 japanische Konzerne hatten dort ihren US-Hauptsitz.
PEKING taz ■ Mit raschen Beileidsbekundungen und nüchternen Faktenberichten in den Medien versuchte das offizielle China am Dienstag zunächst seine politische Verunsicherung zu überspielen. Im Mittelpunkt der Pressekommentare von gestern stand dann die Eigenverantwortung der USA. Die Zeitung People Daily kommentierte, nicht nur wegen Terrorismus seien Amerikaner gestorben, sondern aufgrund „der politischen Kurzsichtigkeit ihrer Führung“.
JAKARTA/SINGAPUR afp/dpa ■ Die indonesische Präsidentin Megawati unterstrich die Notwendigkeit, international gegen Terrorismus vorzugehen. In dem Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung waren bereits zuvor Sicherheitsvorkehrungen wegen möglicher Anschläge verschärft worden. Viele asiatische Staaten sind besorgt über die Auswirkungen auf ihre Wirtschaft. Während eines Besuchs in den USA erklärte der australische Ministerpräsident John Howard: „Jetzt ist die Zeit für eine ruhige, aber tödliche Antwort.“
BUENOS AIRES taz ■ In der argentinischen Hauptstadt wurden gestern Morgen sämtliche Gebäude jüdischer Organisationen sowie die US-Botschaft evakuiert. Buenos Aires verfügt weltweit nach New York über die zweitgrößte jüdische Gemeinde außerhalb Israels. In den Neunzigerjahren kamen bei zwei Anschlägen auf die israelische Botschaft und auf ein jüdisches Kulturzentrum 114 Menschen ums Leben.
MEXIKO taz ■ Während die wichtigsten Börsen Lateinamerikas gestern drastische Kursstürze erlitten, habe sich die mexikanische Wirtschaft trotz der Abhängigkeit von der US-Wirtschaft „außerordentlich normal“ verhalten, so Finanzminister Francisco Gil Díaz. Auch die 51 Grenzübergänge zu den USA sollen mittlerweile wieder offen sein. Am Dienstag hatten Grenzschließungen und die Suspendierung der Visumvergabe für Unruhe im Lande gesorgt. Als Zeichen der Trauer werden in allen diplomatischen Niederlassungen in den USA die geplanten Unabhängigkeitsfeiern abgeblasen. Kuba hatte den USA unmittelbar nach der Katastrophe humanitäre Hilfe angeboten. Insbesondere die verletzten Opfer könnten auf der Insel medizinisch betreut werden, so die Regierung.
LONDON rtr ■ Premierminister Tony Blair das britische Unterhaus zu einer Dringlichkeitssitzung über die Weltsicherheitslage aus der Sommerpause geholt. Eine solche Anordnung erfolgt nur in Krisen- oder Kriegssituationen. Die Londoner Börse nimmt heute wieder ihren Handel auf, nachdem gestern der Hauptsitz evakuiert worden war.
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