: „Luft-Marshals“ für Amerika-Flüge
Neue Sicherheitsmaßnahmen auf deutschen Flughäfen und in den Maschinen der Deutschen Lufthansa sollen das Vertrauen der Passagiere zurückgewinnen helfen. Der Flugverkehr in die USA ist wieder aufgenommen worden
BERLIN taz ■ Sicherheitsmaßnahmen auf deutschen Flughäfen sollen drastisch verschärft werden. Darauf einigten sich am Wochenende Innenminister Otto Schily, Verkehrsminister Kurt Bodewig (beide SPD) und Lufthansa-Chef Jürgen Weber. Geplant sind zusätzliche Gepäckkontrollen per Hand und von Fall zu Fall sogar bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord von Passagiermaschinen. Zudem sollen technische Veränderungen an Bord geprüft und die vorhandenen Verbrecher-Datenbanken der staatlichen Behörden besser genutzt werden.
Die Lufthansa steuert seit Samstag wieder US-amerikanische Flughäfen an. Von Düsseldorf, Frankfurt und München starteten laut Flugplan am Wochenende insgesamt 47 Maschinen Richtung USA. In Frankfurt am Main durchsuchten Sicherheitsmitarbeiter das gesamte Gepäck der Amerika-Reisenden zusätzlich per Hand. Die Flüge verspäteten sich um bis zu vier Stunden. Weitere europäische und asiatische Fluggesellschaften nahmen ebenfalls den US-Betrieb wieder auf.
Sicherheitskräfte an Bord von Flugzeugen, wie sie bei der israelischen Fluglinie El Al üblich sind, bezeichnete Innenminister Schily als eine mögliche „sinnvolle Maßnahme“. Es werde aber nicht generell „Luft-Marshals“ geben. Vielmehr solle „lageabhängig“ davon Gebrauch gemacht werden. Lufthansa-Chef Weber schloss zugleich kategorisch aus, Stewardessen zu bewaffnen.
Als vorstellbar bezeichnete Weber dagegen technische Veränderungen an Flugzeugen. So müsse eventuell die Tür zum Cockpit so verändert werden, dass die Piloten sie fest verriegeln können. Außerdem dürfe es nicht mehr möglich sein, dass Kidnapper alle Ortungsanlagen der Maschine auschalten können. Die Bodenkontrolle kann die Flugroute dann nicht mehr verfolgen.
Die EU-Verkehrsminister berieten bereits am Freitag in Brüssel über Verbesserungen der Flugsicherheit. Auf konkrete Regelungen konnten sie sich während des Sondertreffens aber nicht einigen. Eine Arbeitsgruppe soll jetzt Vorschläge entwickeln. Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) forderte indes in der ARD, dass extremistische Islamisten künftig nicht mehr als Gepäckarbeiter in Sicherheitsbereichen von Flughäfen tätig sein dürften.
CONSTANTIN VOGT
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