: Reden wir doch einmal über Pop
■ Start der Literaturhaus-Reihe „Wohin geht die junge Literatur?“: Praktiker und Theoretiker diskutieren
Die Begriffsdiskussion über Pop ruft bei vielen vor allem tiefes Seufzen und exzessives Augenverdrehen hervor. Hier ist es anders: Das Literaturhaus öffnet der Popliteratur seinen Festsaal: mit einer auf zwei Jahre angelegten Veranstaltungsreihe. Einmal im Monat werden Lesungen junger Autoren aus verschiedenen Szenen stattfinden. Zusätzlich soll bei jeder Veranstaltung ein Literaturkritiker dabei sein. Zu dritt wird man dann über ästhetische Standpunkte und schriftstellerisches Selbstverständnis reflektieren.
Mit dieser kommunikativen, forschenden Haltung wird von den unterschiedlichsten Seiten aus versucht, mehr über das Phänomen Popliteratur zu erfahren. So eröffnet dieser Annäherungsversuch auch heute mit einer interdisziplinären Debatte, die mit den Fragen „Alles Pop oder was? – Wohin geht die junge Literatur?“ ins Forschungsgebiet vorstößt. Wird diese Kontroverse zwischen Kontrahenten aus Popkultur und traditioneller Literaturlandschaft ausgetragen? Da diskutiert Mark Terkessidis, unter anderem durch seine Artikel aus der Spex bekannt, mit dem sicherlich als „Kulturtheoretiker“ gebuchten Ulf Poschhardt, dieser hat im wissenschaftlichen Format über Pop geforscht und geschrieben.
Hier ist also nicht mit „Alles Viva, oder was?“ zu rechnen. Dann wird noch der gestandene Dichter Georg Klein mitreden, der mindes-tens für Qualität und Wortgewandtheit steht. Er hat kürzlich in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung auf ehrlich einfühlsame Weise begründet, warum er kein junger Schriftsteller sein möchte.
Der Versuch, nach klaren Fronten im Diskussionsgrüppchen zu suchen, sieht sich beim vierten Mitstreiter vollkommen außer Stande, Polarisierungen auszumachen, landet mitten in einem pluralistischen Forum von Weltwissen. Thomas Ernst nämlich ist nicht nur Literat, er hat auch mal Musik gemacht und noch dazu im Frühjahr beim Hamburger Rotbuch Verlag eine Geschichte der Popliteratur veröffentlicht.
Verbindet er die Fronten? In jedem Fall könnte es in diesem weiten Feld eine Art der Begriffsklärung geben. Denn zu diesen Experten kommen ja noch zahlreiche populäre Versuche, Pop zu erklären: Viele denken ihn sich immer noch rosa, anderen gilt junge deutsche Literatur als Synonym für Pop, Skeptikern ist vielleicht MTV oder allgemein das Fernsehen ein Sinnbild. In der Literatur scheinen Zitate aus Musik und Amerikanismen eindeutig auf Pop zu deuten oder eine fiese Umgangssprache in den Büchern seriöser Verlage. Viele Meinungen gibt es da. Mal hören, was die Experten dazu sagen.
Anne Otto
heute, 20 Uhr, Literaturhaus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen