: Tot oder lebendig
Bin Laden allein reicht den USA nicht, um auf einen Vergeltungsschlag zu verzichten
WASHINGTON/KABUL ap/dpa/afp ■ Eine mögliche Auslieferung des mutmaßlichen Terroristenführers Ussama Bin Laden wäre für die USA offenbar nicht ausreichend, um auf einenVergeltungsangriff zu verzichten. „Das Problem ist eindeutig viel größer als Bin Laden“, sagte gestern US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zu Informationen, wonach die Taliban-Führung in Afghanistan unter Umständen zur Auslieferung Bin Ladens an ein Drittland bereit sein soll.
US-Präsident George W. Bush hatte am Montag bei einem Besuch des teilweise zerstörten Pentagons gesagt, die amerikanische Öffentlichkeit müsse sich auf einen ausgedehnten Krieg vorbereiten. Dabei müsse auch mit Opfern in den eigenen Reihen gerechnet werden. Gegenüber Bin Laden schlug er schärfere Töne an. „Ich will Gerechtigkeit“, sagte Bush und zitierte Fahndungsaufrufe aus dem Wilden Westen: „Wanted – dead or alive“ (Gesucht – tot oder lebendig“. Es gebe keine Regeln mehr. Dass die Terroristen Frauen „die Kehle durchgeschnitten haben, um ihr Ziel zu erreichen, sei „unfassbar“. „Aber wir räuchern sie aus“, beteuerte der US-Präsident nach einem Gespräch mit Verteidigungsminister Rumsfeld. In dem langen Kampf der USA gegen den Terrorismus seien Bin Laden und sein Netzwerk sowie Afghanistan das erste Ziel.
Außenminister Colin Powell hatte am Montag erklärt, es reiche nicht aus, der Person Bin Ladens habhaft zu werden. „Es wird nicht vorbei sein, bis wir in das Innere dieser Organisation gelangt sind, in ihre Entscheidungszirkel, ihre Planungszirkel und ihre Ausführungsfähigkeiten – und bis wir sie neutralisiert und zerstört haben.“
US-Justizminister John Ashcroft hatte angekündigt, er wolle die Verjährung terroristischer Taten aufheben. Die Täter sollten schwerer bestraft und die Fahndungsmöglichkeiten erleichtert werden. Die elektronische Überwachung solle ebenso erleichtert und „vernünftig“ erweitert weren wie die Beschlagnahme von Guthaben Verdächtiger.
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