„Nicht blind bombardieren“

Ausländerbeauftragte lädt afghanische Organisationen zu gemeinsamer Erklärung ein. Taliban-Gegner für Militärschlag  ■ Von Elke Spanner

Jetzt sollte man zumindest zusammenhalten, findet Ursula Neumann. Und sich im Exil nicht bekriegen, sondern eine gemeinsame Position dazu beziehen, dass die Vereinigten Staaten einen militärischen Angriff auf Afghanistan vorbereiten. Deshalb hat die Hamburger Ausländerbeauftragte für heute Abend rund 60 VertreterInnen nahezu aller repräsentativen afghanischen Organisationen der Stadt ins Rathaus eingeladen. Ziel ist, eine gemeinsame Resolution zu verabschieden. Diese soll, so Sprecher Friedhelm Krösche, das „friedliche und gemeinschaftliche Zusammenleben in unserer Stadt stärken“.

Ein Teil der hier ansässigen af-ghanischen Organisationen hat sich gestern bereits zu Wort gemeldet. Rund 20 Vereine, die der in Afghanistan oppositionellen Nordallianz nahe stehen, haben den USA militärische Kooperation bei einem Vorgehen gegen die Taliban angeboten. Ein militärischer Schlag, hieß es, sei „ein Gebot der Stunde“. Allerdings solle die USA keinesfalls allein vorgehen, sondern mit der Opposition in Afghanistan zusammenarbeiten.

Die Nordallianz habe rund 20.000 bewaffnete Kämpfer – und Informationen über Stützpunkte der Taliban sowie das Versteck Bin Ladens. Sollten die USA Afghanis-tan „blind von oben bombardieren“, hätte die dort lebende Bevölkerung darunter zu leiden. Würde die USA hingegen mit der Opposition zusammenarbeiten, bestünde die Chance, dauerhaft ein demokratisches System in Afghanistan zu errichten. „Die Auslieferung Bin Ladens reicht alleine nicht aus.“ Den Hamburger Senat forderten diese Gruppen auf, die Bevölkerung Afghanistans sowie die Flüchtlinge zu unterstützen, die derzeit versuchen, das zentralasiatische Land zu verlassen.

Bei dem heutigen Treffen im Rathaus werden die Anhänger der Nord-allianz auch auf ihre politischen Gegner treffen. Ausländerbeauftragtensprecher Krösche schätzt, dass in Hamburg rund 1000 AnhängerInnen der Taliban leben. Als ein Minister dieses Regimes im Frühjahr in Hamburg zu Gast war, seien rund 800 AfghanInnen zu dessen Auftritt in Billstedt gekommen. Krösche hat auch VertreterInnen dieser Gruppen eingeladen, eine Resolution mit zu unterschreiben: „Das soll Ruhe in die Community bringen.“