: Kein Pinguin. Nirgends weit und breit
■ Theater-Manufaktur mit „Am Südpol, denkt man, ist es heiß“ im Monsun Theater
Weil niemand mehr sie hören will, müssen die drei Tenöre freudlos auf einem Opernschiff durch die Antarktis touren, wo sie unerwartet auf ihre ergebenste Zuhörerschaft treffen: zweihunderttausend Pinguine! Immer bereit und korrekt gekleidet. Elke Heidenreich hat den Opernbesuch der Pinguine in ihrem Kinderbuch Am Südpol, denkt man, ist es heiß in Verse gebannt. Und ebendiese Verse hat die Hamburger Theater-Manufaktur jetzt im Monsun Theater auf die Bühne gebracht.
Genauer gesagt: auf einen kleinen weißen Schemel, der auf einer Flokati-Eisscholle steht. Hans-Christoph Michel steigt, als komischer Clown verkleidet, auf den Schemel und beginnt, Heidenreichs Poem vorzutragen. Von Pinguinen keine Spur.
Während seines Vortrages verliert der Mann auf der Eisscholle allerdings immer wieder den Faden, und sein Erzählfluss mündet (auch in der Buchvorlage) oft in der Frage „Wo war ich?“. Doch das Publikum hilft bereitwillig mit Zurufen aus und amüsiert sich über das Kasperle-Spiel.
Nach und nach gewinnen so Text und Vortrag an Farbe. Mit Leo, dem Nero-Pinguin und der kleinen Lotti, die sich partout weigert, in die Oper zu gehen, kommt schließlich richtig Bewegung auf die Bühne. Was anfangs wie unruhiges Hin-und Hergerutsche wirkt, entpuppt sich jetzt als tänzerische Mauser des Schauspielers. Mit dem gewonnenen Schwung finden Auszüge aus Verdis La Traviata und Heidenreichs Reim-Kalauer lebhaften Ausdruck.
Die Inszenierung als textgetreues Einpersonenstück (Regie: Michael Kaller) legt viel Wert auf Eigenständigkeit: keine Pinguine – auch keine angedeuteten – auf der Bühne, kaum Requisiten, nicht einmal ein Gesprächspartner – allein der Schauspieler mit seinem clownesken Vortrag. Das reichte völlig aus. Christian T. Schön
27.-30. September, 18.–21. Oktober, 15.–18. November, 6./7./9. Dezember, 20 Uhr, Monsun Theater
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