: Erste Spuren von Hamburg zu Bin Laden
Laut „Spiegel“ können zwei der Todespiloten Kontakte zu Verbindungsmännern des Terroristen nachgewiesen werden
BERLIN taz ■ Die Hinweise, dass die mutmaßlichen Selbstmordattentäter aus Hamburg in unmittelbarem Kontakt zu Ussama Bin Laden standen, verdichten sich: So soll der aus Saudi-Arabien stammende Marwan al-Shehhi, der verdächtigt wird, mit der United-Airlines-Maschine in den Südturm des WTC gerast zu sein, Kontakte zu einem Mann unterhalten haben, den das Bundeskriminalamt (BKA) seit Jahren als Mitglied der Bin-Laden-Gruppe verdächtige. Das berichtet der Spiegel unter Berufung auf das Umfeld des BKA. Der 23-Jährige wird demnach in Verbindung gebracht mit dem ebenfalls in Hamburg lebenden Syrer Maun D., der 1999 in einem Prozess gegen den im bayerischen Freising festgenommenen mutmaßlichen Finanzchefs Bin Ladens namens Salim aufgefallen war. D. soll Vollmacht über ein Konto gehabt haben, das der Finanzchef in Hamburg eröffnet hatte. Ein weiterer Syrer, der damals verdächtigt wurde, war offenbar Trauzeuge des Harburger TU-Studenten Said Bahaji, der seit vergangener Woche mit internationalem Haftbefehl gesucht wird.
Das BKA wollte den Bericht mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen ebenso wenig kommentieren wie die Bundesanwaltschaft. Generalbundesanwalt Kay Nehm, der am Freitag berichtet hatte, dass noch weitere – und noch lebende – Verdächtige ihren Wohnsitz in Deutschland hatten, hatte auch erklärt, es gäbe bisher keine direkte Verbindung zu Bin Laden.
Der aus Hamburg stammende mutmaßliche Attentäter Mohamed Atta ist nach Informationen des Magazins Focus in Deutschland vom US-Geheimdienst beobachtet worden. Die US-Agenten hätten Atta von Januar bis Mai 2000 im Großraum Frankfurt/Main observiert, berichtete Focus. Sie hätten beobachtet, wie dieser in Drogerien und Apotheken große Mengen Chemikalien kaufte.
Eine weitere Spur führt laut Spiegel nach Westfalen zu dem ägyptischen Imam Osama A., Vorsitzender des Islamischen Zentrums Münster e.V. Osama A., dessen Asylantrag in Deutschland anerkannt wurde, wird seit Jahren als radikalislamistischer Prediger vom Verfassungsschutz beobachtet; in Ägypten ist er wegen Mordes zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. JAGO
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