: Saudi-Arabien bricht mit Taliban
Vorletzte Regierung kündigt sämtliche Beziehungen mit Afghanistan auf. Ussama Bin Ladens Terrororganisation al-Qaida droht Amerikanern und Israelis. Iran warnt bei Straw-Besuch die USA vor vorschnellen Vergeltungsschlägen und fordert Absprache
BERLIN rtr/ap/dpa ■ Saudi-Arabien hat gestern alle Beziehungen zum radikal-islamischen Taliban-Regime in Afghanistan abgebrochen. Die Taliban gewährten weiterhin Terroristen Unterschlupf, zitierte die amtliche Saudische Presseagentur SPA die Begründung der Regierung. Die Terroranschläge in den USA seien eine Verleumdung des Islam und des Ansehens der Muslime in aller Welt. Der afghanischen Bevölkerung sagte Saudi-Arabien jedoch Unterstützung zu. Pakistan, das damit als letztes Land die Taliban anerkennt, erwägt laut US-Außenminister Colin Powell ebenfalls, die Beziehungen zum Nachbarland abzubrechen.
Zwei Wochen nach den Terroranschlägen in den USA hat die Organisation Bin Ladens Amerikanern und Israelis in aller Welt mit Angriffen gedroht. „Wo immer sich Amerikaner und Juden befinden, werden sie zum Ziel“, hieß es in einer in Pakistan verbreiteten Erklärung der al-Qaida. „Wir können uns verteidigen. Die heiligen Krieger sind umfassend vorbereitet“, erklärte der al-Qaida-Militärchef Nasir Ahmed Mudschahed. Die Muslime in aller Welt rief er auf, sich auf einen „heiligen Krieg“ vorzubereiten. Al-Qaida gilt als Terrororganisation unter Führung Bin Ladens, den die USA für die Anschläge in New York und Washington verantwortlich machen.
Unterdessen hat die Islamische Republik Iran die USA vor einem „vorschnellen oder übereilten“ Vergeltungsschlag gewarnt. Dies würde zu „unlösbaren Problemen“ führen, sagte der iranische Außenminister Kamal Charrasi gestern und forderte die USA zu Absprachen auf. Bei seinem eintägigen Besuch in Teheran äußerte der britische Außenminister Jack Straw, Iran und Großbritannien seien sich im Kampf gegen den Terrorismus der Art, wie er bei den Anschlägen in New York und Washington zu Tage getreten sei, einig. Er bringe jedoch keine Botschaft aus Washington nach Teheran. Die USA führen Iran auf ihrer Liste der Staaten auf, die angeblich den internationalen Terrorismus unterstützen.
In Islamabad ist gestern eine EU-Delegation eingetroffen. Der außenpolitische EU-Beauftragte Javier Solana, der belgische EU-Ratsvorsitzende Louis Michel sowie EU-Außenkommissar Chris Patten und der spanische Außenminister Josep Piqué wollen bei der pakistanischen Regierung um weitere Unterstützung für ein internationales Bündnis gegen den Terrorismus werben. Angesichts der erwarteten US-Vergeltungsangriffe gegen Afghanistan nach den Anschlägen wollte die EU Pakistan nach Angaben von Diplomaten auch humanitäre Hilfe für die afghanischen Flüchtlinge anbieten.
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