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Solidarität ja, Krieg nein

Allein in Washington demonstrieren 25.000 Menschen gegen einen möglichen Militärschlag nach den Terrorangriffen. Auch in mehreren europäischen Metropolen finden Protestdemos statt

aus Washington ANDREAS ZUMACH

Zehntausende US-BürgerInnen demonstrierten am Wochenende in mehreren Städten gegen eine militärische Vergeltung der Terroranschläge vom 11.September. Zur größten Protestaktion in Washington kamen laut Veranstaltern rund 25.000, laut Polizei nur 10.000 TeilnehmerInnen. Für gestern Abend waren weitere Proteste angekündigt.

„Millionen afghanische Flüchtlinge brauchen jetzt Lebensmittel statt Krieg und Terror“, „Krieg und Rassismus sind keine Antwort“ – der Tenor der Plakate und Slogans der Demo in Washington richtet sich gegen Präsident Bushs „Drang zum Krieg“ sowie gegen zahlreiche Übergriffe auf arabischstämmige US-BürgerInnen. Scharf kritisiert wurden auch die Pläne der Bush-Administration, im „Krieg“ gegen den Terrorismus die Bürgerrechte einzuschränken. Terrorismus lasse sich nur langfristig überwinden, lautete die Botschaft der Reden bei der Kundgebung vor dem Capitol. Die meisten RednerInnen machten die Außenpolitik ihres Landes mitverantwortlich für den „weitverbreiteten Hass gegen die USA“. Einige nannten die andauernden Bombenangriffe von US-Kampfflugzeugen gegen irakische Bodenziele „Staatsterrorismus“. Zur Frage, welche Maßnahmen gegenüber den mutmaßlichen Tätern und ihrem mutmaßlichen Drahtzieher Osama bin Laden ergriffen werden sollen, war nur vereinzelt die Forderung nach einem „Verfahren vor einem internationalen Gericht“ zu hören.

Ursprünglich sollte am Wochenende in der US-Hauptstadt die Jahrestagung von Weltbank und IWF stattfinden. Nach dem 11. September wurden beide Veranstaltungen abgesagt. Ein breites Bündnis von Globalisierungskritikern hatte Proteste geplant. Bereits zur Durchführung von Demos gegen den seitdem von der Bush-Administration vorbereiteten „Krieg“ waren danach nur noch einige Friedensgruppen, Anarchisten sowie die aus aktuellem Anlass gegründete Antikriegs- und Antirassismuskoalition Answer (Act Now to Stop War & End Racism). Gewerkschaften und Kirchen lehnten eine Teilnahme ab. Diese Konstellation führte im Vorfeld zu Befürchtungen, es werde zu Angriffen auf die Gebäude von IWF und Weltbank kommen sowie zu Auseinandersetzungen mit Polizei und Gegendemonstranten. Doch abgesehen von Rangeleien am Rande blieb es friedlich. Das galt auch für die Demo in San Francisco mit rund 15.000 TeilnehmerInnen.

Auch in Europa gab es am Wochenende eine Reihe von Protestkundgebungen. So folgten in Rom etwa 100.000 Teilnehmer einem Aufruf der KPI unter dem Motto „Eine andere Welt ist möglich“. Im spanischen Barcelona versammelten sich rund 5.000 Menschen, um gegen einen möglichen Krieg zu demonstrieren. In Frankfurt protestierten 1.000 Menschen unter dem Motto „Solidarität ja, Krieg nein“. In Paris zogen 2.000 Menschen durch die Straßen. Ebenfalls rund 2.000 Menschen protestierten in der griechischen Hauptstadt Athen gegen einen erwarteten Kriegseinsatz als Antwort auf die Terroranschläge in den USA.

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