fundgrube
: Sinusascher, Schreibgeräte-Köcher, Stehsammler

Fortschritt in Formen

Wie Relikte einer Ära, die ihre Formen noch als Fortschritt verstand, wirken Büroaccessoires aus den 1960er und 1970er Jahren. Wer die Suche auf Flohmärkten scheut oder frisch glänzende Kunststoffoberflächen den zuweilen arg zerkratzten Stücken vorzieht, findet im Programm von „helit“ einige dieser „Design Classics“.

Am bekanntesten ist der sogenannte „Sinusascher“, entworfen von dem Designer Walter Zeischegg. Er ist ein rundes, in einem Guss gefertigtes Gefäß, dessen breiter Rand analog zur Sinuskurve einen welligen oberen und unteren Rand bildet. Dadurch ist der Ascher stapelbar und bietet gerade in unterschiedlichen Farben eine rechte Op-Art-Ansicht.

Zeischegg war Mitbegründer der Ulmer Hochschule für Gestaltung. Seine Gegenstände sind somit eine bewusste Beweisführung, dass gerade die funktionale Gestaltung einen Mehrwert erzeugen kann: die ästhetische Erscheinung. Leider hat „helit“ die Bücherständer von Zeischegg oder die größere Variante des „Sinusaschers“ inzwischen auslaufen lassen, und die verbliebenen Produkte – ein Stehsammler, eine Büroschale und ein Schreibgeräte-Köcher – werden auch nicht mehr in poppigen orangefarbenen, knallroten oder giftgrünen Färbungen wie zur Zeit ihres Entwurfs, sondern lediglich in schwarzer oder weißer Ausführung produziert. Offensichtlich meint der Hersteller, durch die puristische Farbgebung das Klassische dieser ohnehin wahrlich „guten Formen“ unterstreichen zu müssen. Die Heiterkeit und das Leichte der Roaring Sixties gehen dabei jedoch unter.

Auch aus der Kollektion der von Bernd Brüssing entworfenen Büroartikel sind nur noch drei Objekte lieferbar. Am bekanntesten ist der Klammerständer, der wie ein dickwandiges Fass wirkt, in dessen Inneren die Büroklammern durch einen Magneten gehalten werden. Eine stapelbare Briefablage wirkt edel und ist wegen ihrer Doppelwandigkeit stabil. Ebenso wie das kleine Haftnotiz-Pult für die Notizen zwischendurch. Bis auf Letzteres werden die Produkte in Schwarz und Rot geliefert.

Angesichts der Masse an modischen Eintagsgegenständen, mit denen der Verbraucher konfrontiert wird, zeigt der Rückbezug auf diese Accessoires, wie klar und einfach Gestaltung sein kann – auch um die Schreibtischoberfläche jenseits des Bildschirms übersichtlich zu halten. MIKAS

„helit Design Classics“ gibt es bei BSV Büro- und Schreibwarenvertrieb, Ritterstraße 11, Berlin-Kreuzberg, sowie im Bauhaus Museumsshop, Klingelhöferstraße 14, Berlin-Tiergarten