: Abgase zum Inhalieren
Hochbahn beteiligt sich an europaweitem Test wasserstoffbetriebener Busse ■ Von Gernot Knödler
Die Hamburger Hochbahn (HHA) will ab dem kommenden Sommer Busse einsetzen, aus deren Auspufftöpfen nur noch Wasser dampft. Zusammen mit den HEW nimmt das Unternehmen an dem europaweiten Pilotprojekt Cute teil: Clean Urban Transport for Europe – sauberer Stadtverkehr für Europa. Das von der EU geförderte Projekt wird auf der ersten „Wasserstoff-Expo“ präsentiert, die vom 11. bis 13. Oktober auf dem Messegelände stattfindet.
Die Fahrzeuge, die die Hochbahn bei der DaimlerChrysler-Tochter EvoBus bestellt hat, werden von einer Brennstoffzelle anstelle eines Dieselmotors angetrieben. Sie verbrennt Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser – weder Benzol, noch Ruß, noch Stickoxide noch Kohlendioxid blasen diese Busse in die Luft.
Tatsächlich emissionsfrei ist diese Art des Antriebs allerdings nur, wenn der Wasserstoff zuvor mit Hilfe erneuerbarer Energiequellen hergestellt wurde, also mit Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft statt aus Erdgas. Für den zweijährigen Test werden die HEW mit einer Spaltanlage, einem Elektrolyseur, gasförmigen Wasserstoff für die Busse der Hochbahn erzeugen. Eine entsprechende Tankstelle will die Hochbahn auf einem ihrer Betriebshöfe einrichten.
HEW-Vorstandsmitglied Hans-Joachim Reh versprach gestern auf einer Pressekonferenz, den dafür nötigen Strom allein aus neu zu erschließenden regenerativen Quellen zu beziehen. Den auf diese Weise vermiedenen Kohlendioxid-Ausstoß will er sich zertifizieren lassen. Die Zertifikate sollen in ein Pilotprojekt einfließen, mit dem der Konzern den Emissionshandel ausprobiert. Viele Industrieländer setzen sich für den Handel mit Emissionsvermeidungszertifikaten ein, weil sie sich durch günstige Investitionen in Entwicklungsländern von kostspieligen CO2-Reduktionen zuhause freikaufen können.
Doch selbst wenn der Wasserstoff mit Hilfe regenerativer Energie gewonnen wird, bleiben Zweifel an der neuen Antriebstechnik. Denn beim Erzeugen und Verbrennen von Wasserstoff geht jeweils Energie verloren. Das Umweltbundesamt hält die Brennstoffzelle als Fahrzeugantrieb deshalb nicht für der Weisheit letzten Schluss.
Hans-Joachim Reh dagegen betonte den Nutzen des Wasserstoffs als Speichermedium. Wasserstoff könnte die ungleichmäßige Leistung von Windkraftanlagen ausgleichen und – so eine jahrzehntealte Vision – Energie, die in südlichen Ländern der Sonne abgezapft wird, unter geringen Verlusten nach Deutschland transportieren.
Heinrich Klingenberg, Hochbahn-Vorstand für den Busverkehr, will sein Unternehmen mit dem Pilotprojekt an der Spitze des Fortschritts sehen. „Die Zukunft gehört den regenerativen Energien“, sagte er. Zwischen schwefelfreiem Diesel und dem kommenden Wasserstoff noch den Erdgas-Antrieb als Zwischenschritt einzuschieben, scheine der Hochbahn nicht der richtige Weg zu sein. Ein Wasserstoff-Bus brauche nur halb soviel Energie wie ein mit Erdgas betriebenes Modell und zwei Drittel eines Diesel-Busses.
Im Rahmen von Cute will die Hochbahn ausprobieren, wie sich die Wasserstoff-Busse im Liniendienst bewähren und die Praxistauglichkeit des Systems verbessern. Noch dauert zum Beispiel das Tanken viel länger als bei Diesel-Modellen, was mit entsprechenden Kosten verbunden ist.
Der Bus und eine Menge sonstigerTechnologie kann auf der Wasserstoff-Expo ausprobiert und besichtigt werden. Die Vorträge während der Messe sind für Besucher kostenlos.
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