Richterwahl in Ruanda

250.000 Laienrichter für Dorfprozesse gegen Völkermörder gewählt. Lehrer am stärksten vertreten

KIGALI afp/taz ■ Die Wahl von knapp 250.000 Laienrichtern in Ruanda, die ab nächstes Jahr in 11.000 traditionellen Gacaca-Gerichten Völkermordprozesse in ihren Heimatgemeinden leiten sollen (siehe taz vom 2.10.), ist am Sonntagnachmittag erfolgreich abgeschlossen worden. Wie Protais Musoni, Leiter der zuständigen Wahlkommission, mitteilte, fand die über vier Tage gestreckte Wahl „überall ordentlich und ruhig“ statt. Die meisten Gewählten seien Lehrer. Frauen seien auf allen Ebenen vertreten.

Für die Wahl der Richter, die auf Dorfversammlungen im ganzen Land stattfand, hatte Ruandas Regierung Plakate mit der Parole „Wahrheit heilt“ drucken lassen. Die Gacaca-Gerichte, eine Weiterentwicklung der traditionellen ruandischen Konfliktschlichtung auf Dorfebene, sollen nach Angaben des ruandischen Justizministeriums im März 2002 beginnen, die noch rund 115.000 inhaftierten mutmaßlichen Täter des Völkermordes von 1994 anzuhören; wenn die Dorfbevölkerung Beweise für ihre Täterschaft vorbringt, wird ihnen der Prozess gemacht.

Vertreter der Gefängnisinsassen äußerten sich positiv über die neuen Gerichte. „Ich bin sehr optimistisch über Gacaca, weil wir damit schnell erfahren werden, wer schuldig ist und wer nicht“, sagte Alexandre Muterahejuru, Leiter der Gacaca-Kommission im Zentralgefängnis der Hauptstadt Kigali. D.J.