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Gemischte Gefühle

BERLIN taz ■ Die Angriffe auf Afghanistan stoßen international auf breite Unterstützung, obgleich die islamische Welt den amerikanisch-britischen Bombardements gespalten gegenübersteht.

So sprachen sich Iran, Irak und Malaysia scharf gegen den Militärschlag aus. Es handele sich dabei um eine „verräterische Aggression“, eine Verletzung internationalen Rechts, hieß in einer Erklärung des irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Das iranische Außenministerium bezeichnete die Bombardements als nicht akzeptabel. Die Militäraktion sei, „entgegen der Weltmeinung, insbesondere der Meinung der islamischen Welt“ eingeleitet worden. Das muslimisch geprägt Malaysia hatte die Terrorangriffe auf die USA vom 11. September scharf verurteilt, sprach sich nun aber auch gegen die Vergeltungsschläge aus.

Die Türkei, das einzige muslimische Nato-Land, lehnte bislang ab, eigene Truppen nach Afghanistan zu entsenden, sagte der USA ansonsten jedoch ihre volle Unterstützung beim Kampf gegen den Terrorismus zu. Wie der türkische Nachrichtensender NTV gestern unter Berufung auf Militärkreise berichtete, haben die amerikanischen und britischen Bomberverbände auf dem Weg nach Afghanistan den türkischen Luftraum durchquert. Der von US-Truppen genutzte Luftwaffenstützpunkt Incirlik im Süden der Türkei diene als logistische Drehscheibe für die Versorgung von US-Verbänden in Saudi-Arabien und Oman.

Gestern schloss sich auch Jugoslawien der Anti-Terror-Allianz an. Dies gab Innenminister Zoran Zivković bekannt. Er forderte auch andere Länder auf, jede Art von Unterstützung für Terroristen zu unterbinden.

Wie in vielen anderen Ländern wurden in Rumänien aus Furcht vor möglichen Vergeltungsanschlägen nach dem Angriff auf Afghanistan die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Der rumänische Ministerpräsident Adrian Nastase bekräftigte gestern, dass auch seine Regierung die internationale Koalition gegen den Terrorismus unterstütze.

Israel begrüßte die Angriffe vorbehaltlos und fühle sich, wie Außenminister Schimon Peres sagte, als Teil dieses Feldzug. Das Vorgehen gegen die Taliban und Bin Laden sei eine „richtige und mutige Entscheidung“. Da Israel zwar die Maßnahmen unterstütze, jedoch nicht direkt daran beteiligt sei, sieht Peres keine Gefahr von Vergeltungsschlägen gegen sein Land. Syrien hingegen wies in einer ersten offiziellen Reaktion auf die Militärschläge sehr wohl auf einen Zusammenhang zwischen der Terrorismusbekämpfung und der Lösung des Nahost-Konflikts hin.

Uneingeschränkte Unterstützung für die Militärschläge sicherten auch Japan und Indien den USA zu. Mexikos Präsident Vicente Fox stimmte in einer Radio- und Fernsehansprache ebenfalls dafür, „die Geißel des Terrorismus in allen ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen“.

Wie US-Präsident George W. Bush nach dem Beginn der Angriffe im Fernsehen sagte, hätten Kanada und Australien neben anderen Ländern zugesagt, sich an weiteren Militärschlägen zu beteiligen. AF

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