Kommentar: Bockige Kinder
■ Warum die Rechts-Koalition in der Drogenpolitik konzeptlos dogmatisch ist
In der Drogenpolitik zeigt sich, dass die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, FDP und Schill rein ideologisch, nicht aber von sachlichen Erwägungen geleitet sind. Hätten die Herren bei ihren Beratungen Sachverstand bemüht, hätten sie kaum auf die Idee verfallen können, die Spritzenabgabe im Gefängnis zu stoppen. Dabei wissen auch sie, dass hinter Gittern saubere Spritzen nur im Tausch gegen gebrauchte ausgegeben werden: Aus medizinisch Bewährtem wird dogmatisch begründete Infektionsgefahr.
Völlig von Unkenntnis getrübt ist auch der Vorschlag, Fixerstuben an Krankenhäuser anzudocken. Das ist nicht nur absurd, weil die Koalition die Investitionen für den LBK zurückfahren möchte und ihm im Gegenzug kaum noch Fixerstuben und das Modellprojekt zur kontrollierten Heroinabgabe aufbürden kann. Es wird die Druckräume vor allem zu leeren Warteräumen machen. Denn sie müssen niedrigschwellig sein, aber kein Junkie wird für seinen Druck ins Krankenhaus gehen. Erst recht nicht die KonsumentInnen aus „nicht szenenahen“ Stadtteilen wie Harburg, Billstedt und Eimsbüttel, deren Konsumräume geschlossen werden sollen.
Dass die Koalitionspartner noch keine Hilfsangebote für Crack-RaucherInnen beschlossen haben, wundert nicht. Dafür hätten sie die Fachdiskussion verfolgen und eigene Ideen entwickeln müssen. Statt Konzepte zu erarbeiten, beschränken sie sich darauf, wie bockige Kinder alles kaputt zu machen, worüber sie sich in den vergangenen Jahren geärgert haben.
Elke Spanner
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