: Motiv: Gegen rechts
Antifa-Demo in Lichtenberg verlief friedlich, endete aber mit Festnahmen, da Teilnehmer NPD-Plakate abnahmen
Es war keine Friedensdemo, aber eine friedliche Demo: Fast zeitgleich mit dem Sternmarsch gegen den US-Militärschlag in der Innenstadt demonstrierten am Samstag rund 500 Antifaschisten durch Lichtenberg, um auf die Strukturen der extrem rechten Szene hinzuweisen. Nazis, die via Internet angekündigt hatten, die linken Demonstranten anzugreifen, ließen sich nicht blicken. Die Polizei nahm trotz des friedlichen Verlaufs mehrere Demonstranten und einen Journalisten vorläufig fest.
Nur am Rande bezogen sich die versammelten Antifaschisten auf die Aktionen der Friedensbewegung: „Wir freuen uns, dass trotz vieler anderer Demonstrationen so viele hierher gekommen sind“, tönte es aus dem Lautsprecherwagen. Eine Sprecherin der „Antifaschistischen Initiative Moabit“ wandte sich außerdem gegen Versuche der NPD, die US-Luftangriffe gegen Afghanistan „für ihre faschistische und antisemitische Propaganda auszunutzen“. Der Protest gegen die extrem rechte Partei war für die überwiegend jugendlichen Demonstranten ein Hauptmotiv. So führte der Zug nahe an der Wohnung des NPD-Bezirksvorsitzenden Georg-Wilhelm Magnus sowie an der von Nazis viel besuchten Kneipe „Prozentehouse“ vorbei.
Ins Visier der Demonstranten gelangten zudem: Wahlkampfplakate der NPD mit dem Schriftzug „Den Holocaust hat es nie gegeben“. Obwohl die Verbreitung dieser Plakate vom Verwaltungsgericht untersagt ist, stellten uniformierte Beamte sich schützend davor. Ein Pressevertreter, der die Szene fotografierte, wurde daraufhin ebenfalls vorläufig festgenommen. Auch zum Abschluss tat die Polizei noch etwas für ihre Statistik: Kaum hatten die Veranstalter erklärt, „wir wollen die Demo hier friedlich beenden“, stürmten Bereitschaftsbeamte den Zug und nahmen zwei Personen fest.
DIRK HEMPEL
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