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Militärs erschießen Hamas-Aktivisten

Trotz der Waffenruhe will Israel auch künftig militante Palästinenser umbringen. Der Getötete soll an der Planung des Attentats auf eine Tel Aviver Disco verwickelt sein. Arafat trifft Blair in London und hofft auf britische Unterstützung

JERUSALEM taz ■ Zum ersten Mal seit dem Waffenstillstands-Abkommen zwischen Israel und den Palästinensern haben israelische Militärs gestern erneut einen führenden Hamas-Aktivisten exekutiert. Der 33-jährige Abdel Rahman Mohammad Saed Hamad aus Kalkilia, nordöstlich von Tel Aviv, stand auf dem Dach seines Hauses, als er von Scharfschützen zweimal in den Kopf geschossen wurde. Die Hinrichtung beweise, dass die Israelis mit ihrem Versprechen, das Waffenstillstandsabkommen zu respektieren „nur lügen“, kommentierte Jassir Abed-Rabbo, palästinenscher Informationsminister, den neuen Übergriff.

Abed-Rabbo hatte eine für den Morgen angesetzte Pressekonferenz kurzfristig abgesagt, um sich der Reise von Palästinenserpräsident Jassir Arafat nach London anzuschließen. Arafat wird heute mit dem britischen Premierminister Tony Blair auf dessen Einladung zusammenkommen. Die beiden Politiker wollen die Entwicklungen seit den Terroranschlägen in den USA diskutieren. In einem Interview mit dem britischen Observer hatte Blair im Vorfeld des Besuches erklärt, dass die militärischen Maßnahmen in Afghanistan von Fortschritten im israelisch-palästinensischen Friedensprozess begleitet werden sollten. Ohne Zweifel will Arafat den Moment nutzen, um sich britische Rückendeckung zu sichern.

Der Palästinenserführer hatte nicht zuletzt mit der massiven Unterdrückung antiamerikanischen Demonstrationen seine Bereitschaft zur Kooperation mit der Anti-Terror-Koalition signalisiert. Für direkte und „ernsthafte Gespräche“ zwischen Arafat und Premierminister Ariel Scharon will sich Blair nun einsetzen. Die Palästinenser müssten ferner die Möglichkeit haben, „ein normales Leben zu leben“.

Am Sonntagmorgen beriet das Kabinett in Jerusalem über eine Reihe von „humanitären Erleichterungen“. Dazu gehört die Lieferung von Benzin und Lebensmitteln sowie die Öffnung der Grenzübergänge nach Jordanien und Ägypten. Außerdem sollen die Blockaden über Jericho und Ramallah aufgehoben werden. Außenminister Schimon Peres kündigte ferner Reiseerleichterungen für die Transitstrecke zwischen dem Westjordanland und dem Gaza-Streifen an. Obwohl auch am Sonntag an verschiedenen Orten Mörsergranaten abgefeuert wurden, ging die Zahl der Übergriffe offenbar deutlich zurück.

Von den „Initiativschritten zur Vermeidung von Terroranschlägen“, wie im offiziellen Sprachgebrauch die Exekutionen von Extremisten umschrieben werden, will die israelische Regierung indes auch künftig nicht ablassen. Nach Informationen eines Militärssprechers handelte es sich bei dem am Morgen exekutierten Palästinenser um einen seit längerem gesuchten Anhänger des militanten Hamas-Flügels. Abdel Rahman Hamad soll unter anderem an der Planung des Bombenattentates in einer Tel Aviver Diskothek beteiligt gewesen sein. Damals starben 22 Menschen.SUSANNE KNAUL

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