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Scheue Traumfänger

Fünf Vereine versteigern unbezahlbares Vergnügen - leider weiß das kaum jemand  ■ Von Philipp Sidhu

Magere 696 Besucher zählt der Counter der Website der Auktion Traumfänger. Ein bisschen mehr Aufmerksamkeit hätte sie schon verdient, denn schliesslich werden dort unbezahlbare Momente und Ereignisse für einen guten Zweck versteigert. Fünf gemeinnützige Vereine haben Erlebnisse organisiert, die normalerweise für kein Geld der Welt zu haben sind.

Aus dem Praktikantenkabuff schallt ungefragt ein überzeugtes: „Alles und jeder ist käuflich“, in die Redaktionsräume. Der Hinweis, dass Licht und Liebe, nicht für schnöden Mammon zu haben sind, wird mit dem Hinweis, er habe seine Eltern nach der Taschengeldausgabe immer ganz besonders lieb gehabt, und „Licht? Wer braucht das schon“ hinweggefegt. Der verbitterten Jugend ist nicht zu helfen.

Vergangene Woche wurde eine „Tatort“-Komparsenrolle zugunsten von Hinz und Kunzt, der Obdachlosenzeitschrift versteigert. Diese Woche kommen Premierenkarten für „Ein merkwürdiges Paar“ im Ernst-Deutsch-Theater unter den Hammer. Anschliessende darf mit den Darstellern gefeiert werden. Der Erlös kommt dem Förderverein Kinderhospiz Sternenbrücke zugute.

Es geht also um eine gute Sache, über die es sich zu berichten lohnt. Ein Anruf beim für die Koordination zuständigen Nutzmüll e.V. hilft jedoch nicht weiter. „Bisher laufe die Aktion ganz gut an“, mehr könne nicht gesagt werden, denn die Berichterstattung erfolge exklusiv nur in ausgewählten Medien, wird von einem Mitarbeiter freundlich aber bestimmt mitgeteilt. Die nächste Aktion? Der nächste Träger? Tut uns Leid. „Ich hab's geahnt“, grummelt das lischtscheue Gesindel aus der Abstellkammer und wissend wird hinzugefügt: „Die anderen zahlen einfach mehr“.

Um den Praktikanten nicht weiter zu desillusionieren und um zu Beweisen, dass die taz-Hamburg auch ohne exklusiven Zugang und gekaufte Informationen einen kostenlosen Tipp für sozial engagierte Fußballfans recherchieren kann: Die Stiftung Phönikks unterstützt Eltern und Kinder im Umgang mit Krebs innerhalb der Familie und bietet kommende Woche unter www.auktion-traumfaenger.de ein unbezahlbares Vergnügen am Spielfeldrand.

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