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Kaum entschädigt

Nebenklage-Anwälte im La Belle-Prozess kritisieren Verhalten des Staates: Opfer mit 500 Mark abgespeist

BERLIN taz/dpa ■ Im Prozess um den Terroranschlag auf die Diskothek „La Belle“ schlossen sich Anwälte der Opfer gestern in fast allen Punkten dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft an. Zugleich kritisierten sie Versäumnisse des deutschen Staates bei der Hilfe für die Opfer des Anschlages. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haftstrafen für vier mutmaßliche Täter sowie Freispruch mangels Beweisen für eine fünfte Angeklagte gefordert. Aus Sicht der Ankläger ist erwiesen, dass Libyen der Drahtzieher des Attentats auf die Berliner Diskothek „La Belle“ war, bei dem im April 1986 drei Menschen ums Lebens kamen und mehr als 200 verletzt wurden.

Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck, Sprecher der Opfer, bezeichnete die Versäumnisse von staatlicher Seite gestern als „skandalös“. Es sei unglaublich , „dass die Verletzten mit 500 Mark vom Weißen Ring abgespeist worden sind“, so Kaleck. Bis heute sei das Leben der zum Teil damals schwer Verletzten von Angstzuständen geprägt.

Rechtsanwalt Martin Karnetzki erklärte, seine Mandantinnen hofften auf eine Erhellung der Hintergründe über den Prozess hinaus. „Die Bundesregierung hat bisher sehr wenig zur Aufklärung beigetragen“, so Karnetzki. Der Berliner Generalstaatsanwalt Dieter Neumann hatte im ZDF beanstandet, dass das Außenministerium einen Bericht des damaligen Washingtoner Botschafters Jürgen Chrobog zu einem angeblichen Geständnis des libyschen Revolutionsführers al-Gaddafi über eine Beteiligung an dem Anschlag nicht von sich aus an das Gericht weitergeleitet hatte. Das Protokoll wurde einem Anwalt zugespielt. Die meisten Anwälte sind in ihren Plädoyers nur in einem Punkt von der Staatsanwaltschaft abgewichen. Statt des Freispruchs für die fünfte Angeklagte forderten sie eine Verurteilung wegen Beihilfe zum Mord für die Deutsche, deren Schwager die Bombe zusammengebaut haben soll. JAGO

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