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Milzbrand auch bei US-Abgeordneten

In Washington sind erstmals im Repräsentantenhaus Spuren des Milzbranderregers aufgetaucht. Widersprüchliche Angaben über Qualität der bisher gefundenen Anthrax-Bakterien. Rätselraten um Milzbrandbriefe außerhalb der USA

WASHINGTON/BUENOS AIRES/NAIROBI ap/dpa ■ Die Milzbrandfälle im US-Kongress und in New York weiten sich aus. Nach dem Milzbrand-Anschlag auf Senator Tom Daschle sind am Wochenende erstmals auch in einem Büro des Repräsentantenhauses Spuren des Anthrax-Bakteriums entdeckt worden. Sie wurden in einem Gebäude nur wenige Straßen vom Kapitol entfernt gefunden, wo die Post für die Abgeordneten bearbeitet wird. Einer der Mitarbeiter des Postverteilerzentrums sei mit grippeähnlichen Symptomen in eine Klinik eingeliefert worden. Bei ihm wurde eine besonders gefährliche Form des Lungen-Milzbrands festgestellt, wie die städtische Gesundheitsbehörde mitteilte.

Unterdessen wurden Milzbranderreger in einem weiteren Brief an ein Medienunternehmen festgestellt. In einem Schreiben an die New York Post seien bei Tests Spuren der Bakterien gefunden worden, erklärte die Polizei am Samstagabend in New York. Der Brief ähnele den verseuchten Schreiben, die an Daschle und NBC-Moderator Tom Brokaw gerichtet waren.

In den USA sind nun mindestens neun Menschen an Milzbrand erkrankt, 37 weitere sind mit den Erregern infiziert. Unter diesen sind 28 Beschäftigte des Kapitols: sechs Polizisten, 20 Mitarbeiter Daschles und zwei Mitarbeiter von dessen Büronachbar, Senator Russell Feingold.

Der Beauftragte für innere Sicherheit, Tom Ridge, sagte, die in Florida, New York und Washington verwendeten Milzbrandbakterien seien nicht unterscheidbar und nicht B-Waffen-tauglich. Es scheine so, als ob sie aus einer Quelle stammten, sagte Ridge. Dagegen warnte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums bei einer Telefonkonferenz mit Abgeordneten vor der relativ hohen Qualität der gefundenen Erreger.

Die Ermittler identifizierten laut Ridge in New Jersey einen Briefkasten, in den verseuchte Briefe eingeworfen wurden. Einzelheiten nannte Ridge nicht.

Ermittler rätseln weiterhin über die Frage, warum zwei unauffällige Privatpersonen außerhalb der USA mit Milzbrand verseuchte Briefe erhalten haben. Die argentinische Polizei hatte gestern keinerlei Hinweise, weshalb ein Antrax-Brief an die Privatwohnung einer Rentnerin in einem Mittelstandsviertel in Buenos Aires adressiert war. Die Frau hat bisher keine Anzeichen von Erkrankung gezeigt.

Bei dem Empfänger eines Anthrax-Briefes in Nairobi soll es sich um einen Arzt handeln, der in einer Klinik arbeitet. Spekulationen, dass er in der Vergangenheit im Zusammenhang mit den Attentaten gegen die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam vernommen worden sei, wurden nicht bestätigt.

Es handelt sich um den einzig bekannten verseuchten Brief, der vor den Attentaten vom 11. September aufgegeben worden ist. Es erreichte den kenianischen Empfänger über Miami am 9. Oktober. Der Mann öffnete den Brief erst zwei Tage später. Auch er hat offenbar keine Anzeichen von Milzbrand entwickelt.

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