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Der Aufbruch bringt viel Zuspruch

Globalisierungskritiker werten Attac-Kongress in Berlin als „überwältigenden Erfolg“. Als Nächstes wird ein Protesttag gegen das Welthandelstreffen im November geplant. Das soll nach den Worten von WTO-Chef Mike Moore doch in Katar stattfinden

aus Berlin KATHARINA KOUFEN

Im Attac-Büro im niedersächsischen Verden war gestern Vormittag nur der Anrufbeantworter zu erreichen. „Die müssen sich erst mal ausschlafen“, meinte Peter Wahl, einer der Koordinatoren des globalisierungskritischen Bündnisses – kein Wunder, nach drei Tagen Attac-Kongress in Berlin am vergangenen Wochenende mit fast 4.000 Besuchern. Doch der Stress habe sich gelohnt, findet Wahl.

Seine Bilanz: „Ein überwältigender Erfolg. Der hat alle Erwartungen übertroffen.“ Es habe eine „Aufbruchstimmung“ geherrscht, aus der nun „viel Energie für die weitere Arbeit“ geschöpft werden könne, sagt Wahl. Er ist erleichtert: „Der Kongress hat gezeigt, dass wir durch den 11. September nicht abgemeldet worden sind – im Gegenteil: Die Anschläge sind für viele Menschen Anlass, Kritik an der Globalisierung zu üben.“ Anmeldungen hat es auch gegeben, wie viele, weiß man noch nicht – „ein Schuhkarton voll“. Das Bündnis hat in Deutschland etwa 2.100 Mitglieder.

Gestärkt durch so viel Zuspruch will der Koordinierungskreis, das oberste Gremium, das Spektrum von Attac-Themen erweitern. Bis jetzt befasst sich das Bündnis nur mit der Frage, wie die Globalisierung der Finanzmärkte besser kontrolliert werden kann. Konkret folgen daraus fünf Forderungen: Die Einführung einer Tobin-Steuer auf Devisenspekulationen, die Stabilisierung der Wechselkurse zwischen Euro, Dollar, Yen, die Abschaffung der Steueroasen, ein Schuldenerlass für die Entwicklungsländer sowie eine Reform von Weltbank und Internationalem Währungsfonds.

Künftig sollen auch „der Handel mit Waren und Dienstleistungen“ im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) sowie „Arbeit und soziale Sicherung“ dazugehören – Themen, mit denen sich einzelne Mitgliedsverbände von Attac, wie Weed oder das Forum für Umwelt und Entwicklung, schon lange befassen.

Ein Anlass für die Kritik am Welthandelssystem bietet sich bereits im November, wenn die WTO ihr nächstes Treffen abhält. Anders als beim G-8-Gipfel im Juli in Genua, zu dem Attac mit mehreren Bussen aus der ganzen Bundesrepublik anreiste, sollen die Proteste diesmal dezentral stattfinden. „Die Folgen der WTO-Politik sind bis vor unsere Haustüren zu spüren, deshalb zeigen wir, dass auch unser Protest dort beginnt“, heißt es im Attac-Aufruf. So ist für den 10. November ein „dezentraler Aktionstag“ geplant mit Straßentheater und „symbolischen Aktionen vor wichtigen Institutionen“.

Damit machen die WTO-Gegner aus der Not eine Tugend: Ort der Versammlung wird das schlecht erreichbare Doha sein, die Hauptstadt von Katar. Dies war zwar nach den Terroranschlägen in den USA „aus Sicherheitsgründen“ infrage gestellt worden. Gestern jedoch verkündete WTO-Direktor Mike Moore: „Wir werden wie geplant in Doha tagen.“ Pech für Nichtregierungsorganisationen (NGOs) – insgesamt dürfen nur 300 NGO-Vertreter einreisen. Kein deutsches Attac-Mitglied hat ein Visum für Katar bekommen.

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