: Ein deutliches „Njet“ aus Duschanbe
In Tadschikistan lehnt Russlands Präsident Putin eine mögliche Beteiligung moderater Taliban an einer „Post-Taliban“-Regierung kategorisch ab
BERLIN taz ■ Symbolischer hätte es nicht sein können, das Dreiertreffen in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe. Unter ihren nationalen Flaggen präsentierten sich Russlands Präsident Wladimir Putin, sein tadschikischer Kollege Emomali Rachmanow und der 1996 gestürzte afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani nach einem mehrstündigen Gespräch im Gästehaus der Regierung der Presse. Eingefädelt hatte den Meinungsaustausch in Zeiten des Krieges Putin höchstpersönlich, der seine Rückreise vom APEC-Gipfel in Schanghai zu einem Zwischenstopp in der verbündeten zentralasiatischen Republik nutzte.
Auch die gemeinsame Erklärung der drei Politiker passte zum sorgsam ausgesuchten Ambiente. So verpflichteten sie sich, Maßnahmen zur Stabilisierung der Lage in der Region zu verstärken und sicherten Hilfen für die afghanischen Flüchtlinge zu. Vertreter aller ethnischen Gruppen sollten an der nächsten Regierung in Afghanistan vertreten sein, und die UNO und ausländische Regierungen müssten eine größere Rolle als bisher bei der Stabilisierung Afghanistans spielen.
So ganz konfliktfrei dürfte es in der neu geschmeideten Anti-Terror-Allianz nicht mehr vonstatten gehen, wenn eine Nach-Taliban-Führung in Afghanistan installiert werden soll. Putin stellte klar, dass für ihn Vertreter der „Gotteskrieger“ in einer neuen Regierung keinen Platz hätten. „Wir betrachten die Position des islamischen Staates von Afghanistan, die die Bewegung der Taliban von einer künftigen afghanischen Regierung ausschließt, als wohl begründet. Die Taliban sind aufs engste mit internationalen Terroristen verknüpft“, sagte Putin, der in einem Neuanfang ohne die Taliban die besten Voraussetzungen für künftigen Beziehungen Kabuls zu Moskau sieht.
Gleichwohl betonte er noch einmal, dass Moskau die oppositionelle Nordallianz und „die legitime afghanische Regierung“ auch weiterhin militärisch und humanitär unterstützen werde. Und es war wohl kein Zufall, dass Putin den ebenfalls anwesenden militärischen Führer der Nordallianz, Mohammed Qassim Fahim, als „afghanischen Verteidigungsminister“ titulierte.
Putins striktes „Njet“ zu einer Einbindung der Taliban – eine Position, die auch Iran und Tadschikistan teilen – könnte bei den anderen Koalitionären auf Widerstand stoßen. US-Außenminister Colin Powell bekundete unlängst seine Bereitschaft, einige ausgewählte Mitglieder der Taliban in die neue Regierung miteinzubeziehen. Auch Pakistan flirtet mit den so genannten moderaten Vertretern, denen Islamabad einen Platz im neuen Kabinett sichern möchte. Russlands Außenminister Sergej Iwanow, der Putin begleitete, sieht in diesen unterschiedlichen Präferenzen bislang kein Problem. Auf die Frage, ob denn die Position Russlands, Tadschikistans und Irans mit den USA und anderen Partnern in der Allianz abgestimmt sei, antwortete er: „In dem Maße, wie unsere Partner das verlangen.“ BARBARA OERTEL
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