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Schampus bei Windstärke acht

■ Hamburg veranstaltet erste Kreuzfahrtmesse. Schiffsreisen werden künftig noch ein bisschen teurer werden

Wenn am kommenden Wochenende in der Handelskammer sich die schöne bunte Welt der Kreuzfahrtschifffahrt präsentiert, wird viel vom Boom, von „glänzenden Perspektiven“ die Rede sein. Wenig wird dagegen davon gesprochen werden, dass auch auf den Edel-Kreuzfahrern Personal zu Billigtarifen angeworben wird, dass erst nach heftigen Protesten von Gewerkschaften zum Beispiel auf dem Hapag-Lloyd-Luxusliner „Europa“ angemessene Löhne gezahlt werden und dass die „Europa“ unter der Flagge der Bahamas fährt, um deutsche Tarifgesetze zu umgehen.

Die „Cruise Live“, die erste deutsche Kreuzfahrtmesse, wird lieber einen Kreuzfahrten-Kapitän von seinen Arktis- und Antarktisreisen erzählen lassen, einen Zauberer auf die Aktionsbühne schi-cken und sich darüber freuen, dass auch der Tourismusminister von Dubai unter den 50 Ausstellern ist. Die Branche kann weiteres störendes Beiwerk nicht gebrauchen, da ihre Aufwärtsentwicklung schon durch die Anschläge in den USA beeinträchtigt worden ist.

„Das Thema Terror verunsichert die Konsumenten“, bedauert Richard Vogel vom Vorstand der Seetours International. Auch auf den Schiffen werde man künftig erhöhte Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen, um die Kundschaft zu beruhigen – unnötig eigentlich, denn: „Auf den Schiffen war man immer schon besonders sicher.“

Erstmal wird das Schifffahren dadurch wohl noch teurer, als es dies ohnehin schon ist. Versicherungen verlangen höhere Gebühren, um Sicherheitsstandards zu garantieren – das wird auf den Fahrpreis umgelegt. Einen Preis, der sich jetzt schon, so Tony Böhmer, Geschäftsführer der Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH, bei mindes-tens 300 Mark pro Tag für eine Person bewegt – und das sind noch die am wenigsten luxuriösen Angebote. Angebote für „Leute ab 50, die sich sagen können: Ich habs geschafft“. Ein Potenzial von Menschen, so Vogel, die „gut verdienend sind, viel Freizeit und Lust am Reisen haben“. Und die dafür gesorgt haben, dass die Branche in den vergangenen Jahren teilweise Zuwachsraten bis zu 20 Prozent hatte.

Und ein Potenzial, das genau das bestätigt, was Heiko Jensen vom Veranstaltungsteam der Kreuzfahrtmesse so ungern hört. Nämlich das „Vorurteil, das Kreuzfahrten nur etwas für ein älteres und betuchtes Publikum sind“. Das „Image des TV-Traumschiffes“ sei aus den Köpfen nicht herauszubekommen, dabei gebe man sich doch solche Mühe, neue Wege zu gehen. Es gebe inzwischen Angebote „mit Fitness- und Wellnesslandschaften, Kletterwand und Minigolf“. Peter Ahrens

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