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IRA nutzt die Gunst der Stunde

Sinn Féin und die IRA wollen das Wohlwollen Washingtons nicht aufs Spiel setzten

DUBLIN taz ■ Sinn Féins Bildungsminister Martin McGuinness hatte vorgestern in Washington eine Verabredung mit dem US-Sonderbeauftragten für Nordirland, Richard Haass. Zum selben Zeitpunkt erklärte die IRA, dass sie mit der Abrüstung begonnen habe. Kein Zufall: Für Sinn Féin und IRA sind die Beziehungen zu den USA stets von entscheidender Bedeutung gewesen.

Der bewaffnete Kampf wurde zum Großteil von den Exil-Iren in den USA finanziert. Bei der letzten Volkszählung beriefen sich immerhin 40 Millionen Menschen auf irische Wurzeln. Seit die IRA dem bewaffneten Kampf abgeschworen hat, spielt die US-Regierung in der Sinn-Féin-Strategie eine wichtige Rolle. Sie hat die Partei hoffähig gemacht, indem sie den Sinn-Féin-Präsidenten Gerry Adams im Weißen Haus empfing, sie hat dafür gesorgt, dass den Unionisten Zugeständnisse abgefordert wurden.

Gleichzeitig musste die IRA jedoch geschickt taktieren, um nicht die eigenen Mitglieder in die Arme der Dissidenten zu treiben. Deshalb hatte niemand mit einer Bewegung in der Abrüstungsfrage noch in diesem Jahr gerechnet. Alles deutete darauf hin, dass die IRA bis kurz vor den Wahlen in der Republik Irland im kommenden Frühjahr warten würde, um daraus den größtmöglichen Vorteil für Sinn Féin zu ziehen. Die Partei könnte zum Zünglein an der Waage werden. Doch dann kam der 11. September.

Sinn Féin behauptet, die Regierungen in London und Dublin haben die Terroranschläge in den USA benutzt, um Druck auf die IRA auszuüben. Das stimmt zweifellos. Die Bush-Regierung ließ durchblicken, dass Sinn Féin nicht mehr länger mit Freundlichkeit rechnen könne, wenn es in der Abrüstungsfrage keine Fortschritte gebe. Das hat schließlich den Ausschlag für die IRA-Initiative vom Dienstag gegeben. RALF SOTSCHECK

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