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Rocco steigt wieder in den Ring

In Luchino Viscontis neorealistischem Meisterwerk „Rocco und seine Brüder“ achtet Alain Delon auch beim Boxen auf die beste Figur. Eine Ehrensache für den smarten Schauspieler. Denn Rocco ist nicht Rocky

„Rocco und seine Brüder“ von Luchino Visconti: 2.11. im Filmtheater Friedrichshain, 4.11. im Delphi, 5.11. im Thalia Babelsberg

Im Schaffen Luchino Viscontis markiert „Rocco und seine Brüder“ (1960) eine Übergangsphase: Zum einen setzt das Drama über die Migration einer süditalienischen Familie aus ihrer ländlichen Heimat ins industrialisierte Milano der frühen 60er-Jahre den Schlusspunkt unter die neorealistische Periode des Regisseurs, in der er mit genauem Blick für soziale Gegebenheiten die Lebensbedingungen im Italien der Nachkriegszeit ausgelotet hatte. Zum anderen aber steht „Rocco“ auch am Anfang einer Serie von später immer heftiger in der eigenen Dekadenz schwelgenden Filmen um den unaufhaltsamen Zerfall von Familienbanden, die in Werken wie „Der Leopard“, „Die Verdammten“ und „Gewalt und Leidenschaft“ ihre Fortsetzung fand. In epischer Breite schildert Visconti in „Rocco“, wie der naiv-sanfte Titelheld (Alain Delon) die bittere Erfahrung machen muss, dass die alten (Familien-)Werte in der neuen Heimat nur noch wenig zählen. Und dass es gerade seine brüderliche Liebe zum älteren Simone (Renato Salvatori) ist (sowie die damit einhergehende Neigung, dem kriminell gewordenen Rohling stets alles zu verzeihen), die geradewegs in eine Katastrophe führt, die auch sein Leben für immer verändern wird. Trotz seines bitteren und oftmals verstörenden Realismus endet der Film mit einem hoffnungsfrohen, versöhnlichen Ausblick in die Zukunft: Während einer der Brüder sich in der Fabrik an die Verhältnisse anpasst, wird der jüngste eines Tages in die ursprüngliche Heimat zurückkehren – falls sich die Lebensbedingungen dort einmal ändern sollten.

LARS PENNING

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