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In Edelstahlgewittern

Die Anti-Barbie Britta von Lojewski und ihr Heimtraining für Gulaschkanoniere

Ananassplitter auf Aknerahm, Mückenhoden flambiert – erlaubt ist, was da ist

Erblicken wir eine mobile Endlagerstätte für fossile Brennstoffe, Fette und kristallinen Zucker mit postgelber Echthaareinfassung, dann stehen wir entweder vor der zu allem entschlossenen Domina eines ossetischen Survivalbordells oder vor der Dame, die neuerdings Werbung für Malteser Kreuz macht. Britta von Lojewski heißt die konstitutionelle Anti-Barbie mit integraler Barbituratfunktion, und sie ist hauptberuflich Moderatorin des „Kochduells“ auf VOX. Und dieses Brittamobil mit Stützrad und Pferdefuß ist wirklich auch zu allem entschlossen. Vor allem ist sie entschlossen, „Kochduell“ zur Begegnungsstätte für Leute zu machen, denen von weitem und bei fünfstelligem Gegenwind angesehen werden kann, dass sie fürs Leben gern nicht essen. So ein Krankheitsbild impliziert, dass sie für ihr Leben gern nicht kochen können und es auch niemals wollen.

Was sie wollen, ist Gulaschkanonier beim täglichen Front Cooking zu werden. Einer denkbar linkischen Simulation des Coolen, die dem ubiquitären Nahrungsverweigerer montags bis samstags 18.15 Uhr suggeriert, er könne Geschmack oder Respekt vor dem Lebensmittel qua TV-Glotzen erwerben. Geschmack und Respekt dieser – Randgruppe stimmt schon gar nicht mehr – Neue-Mitte-Gruppe definieren sich nämlich höchstens über den enthemmten Gebrauch der Vokabeln „Hmmmm! Lecker!“ und „Hmmmm! Toll!“. Geschmack findet sie sowieso nur an sich selbst. Womit klar wird, dass es für das „Kochduell“ als semiotischem Blindgang auch keine Drehbücher braucht. Semiautistisches Gestammel reicht vollauf fürs Reden um den heißen Brei. Und ein Fass Malteser Kreuz.

Die Sendeidee für Brittateufels Küche stammt vom Briten, dem Erbfeind der essbaren Speise, heißt „Ready Steady Cook“ und bedient sich einer äußerst zweifelhaften Form der Demokratisierung: Tomaten auf den Augen? Kochturmmütze mit der Basecap verwechselt? Kognitive Grundausstattung gleich null? Drei linke Hände? Völlig stulle? Dann werden Sie doch Koch beim „Kochduell“, und lassen Sie sich vom Brittamobil arbiträr demütigen! Und verderben Sie den Brei für geladene Probanden, die niemals auch nur ahnen werden, dass Essen mehr als die Einleitung von Nahrungsmitteln in den Verdauungstrakt ist. Essen kann nämlich viel mehr sein. Viel, viel mehr. Vielmehr ist anzunehmen, dass Probanden samt abschließend wertender Jury petrifelsenfest vom Gegenteil überzeugt sind. Essen bedeutet für sie Mund auf- und nicht wieder zumachen, „Hmmmm! Lecker!“ und „Hmmmm! Toll!“ blöken und Dinge verschiedenster Aggregatzustände hineinschaufeln, die kein zurechnungsfähiger Mensch jemals in sinnvollem Zusammenhang mit Nahrungsaufnahme bringen würde. Eher mit der Notaufnahme des nächstbesten Krankenhauses.

Das Ticket fürs traurig-welke Sein und Sosein und Dabeisein im Hades der konsequenten Geschmacksabsenz kostet fünfzehn Mark, denn keinen roten Heller mehr darf der Kassenzettel dessen ausweisen, was versklavte Kochdarsteller wie Andreas C. Studer, Wolfgang Kohlhepp, Franz-Xaver Bürkle, Susanne Vössing oder Rainer Mitze unter aktiver Mittäterschaft der unerschrockenen Probanden innerhalb fünfzehn Minuten thermisch zu behandeln haben: Ananassplitter auf Aknerahm, Avocadopaté an Kaulquappenbrüstchen, Mückenhoden flambiert – erlaubt ist, was da ist. Kreative und innovative Küche eben. Unser Brittamobil töckert die zwei halben Schritte zwischen Team „Paprika“ und Team „Tomate“ hin und her und hält sie nur scheinbar vom unheilvollen Tun ab. Denn der größte gemeinsame Nenner dieser öffentlichen Anamnese heißt: Das Kompositum darf nicht schmecken. Der einzige unterhaltsame Moment des gastrophoben Edelstahlpfannengewitters ist, wie die Probanden probieren, ohne dass ihnen augenblicklich die Gesichtszüge verrutschen. Und die von der Straße aufgelesenen „Weinspezialisten“ Christina Fischer und Hendrik Thoma sekundieren, nein, nicht mit Malteser Kreuz, sondern mit Unterfünfzehnmarkweinen, damit es Probanden und Jury auch so schnell wie möglich wieder hochkommt. Hier haben wir den eindeutigen Beweis, dass kommunikative Kümmerformen wie „Hmmmm! Lecker!“ und „Hmmmm! Toll!“ die postpostmodernen Synonyme für „Äks!“ und „Igitt!“ sind.

Daran sollt ihr sie erkennen!

MICHAEL RUDOLF

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