piwik no script img

Krajewski greift jetzt zu

Finanzsenatorin Krajewski (SPD) fordert einen Berlin-Pakt. Der Bund soll mehr Hauptstadtaufgaben finanzieren. Das Haushaltsloch wird immer größer: 9,2 Milliarden Mark fehlen im nächsten Jahr

von RICHARD ROTHER

Finanzsenatorin Christiane Krajewski (SPD) nimmt Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) beim Wort. „Wir müssen auf einzelnen Feldern Verhandlungen mit dem Bund aufnehmen“, sagte Krajewski gestern bei der Vorstellung ihrer künftigen Finanzpolitik.

Der angestrebte Berlin-Pakt des künftigen Senats mit dem Bund gliedert sich in vier Bereiche: Finanzhilfen für hauptstadtbedingte Aufgaben in den Bereichen Sicherheit, Bauen und Verkehr; eine Aufstockung der Kulturförderung und die Übernahme ehemals preußischer Einrichtungen; Rechtsansprüche Berlins gegenüber dem Bund wie etwa die Rückzahlung von Vorwende-Investitionen im Bahnbereich und der Ausgleich teilungsbedingter Altlasten insbesondere im Wohnungsbau.

Der chronisch klamme Berliner Haushalt soll durch diese Bundesgelder spürbar entlastet werden. Sollte der Berlin-Pakt „in einem überschaubaren Zeitraum nicht oder nicht auskömmlich“ zustande kommen, werde die Hauptstadt ihre Ansprüche auch juristisch einfordern, heißt es in einem Strategiepapier der Finanzverwaltung. Die Forderungen nach weiter gehenden Bundeshilfen im Zuge einer Haushaltsnotlage lehnte Krajewski hingegen ab. „Wir müssen erst unsere Hausaufgaben machen.“ Solange Berlin in bestimmten Bereichen mehr ausgebe als etwa der Stadtstaat Hamburg, gebe es in den anderen Ländern wenig Verständnis für Berlin-Hilfen.

Das Haushaltsloch ist indes größer als bisher angenommen. Im kommenden Jahr fehlen rund 9,2 Milliarden Mark, das ist knapp ein Viertel des Gesamthaushalts. Möglicherweise muss eine höhere Neuverschuldung in Kauf genommen werden, bisher sind lediglich 3,6 Milliarden Mark eingeplant. Krajewski: „Ich plädiere für eine realistische Veranschlagung.“ Der Senat müsse versuchen, die Lücke durch Ausgabensenkungen und den Verkauf von Landesvermögen zu schließen. Die Finanzsenatorin vermied es, konkrete Vorschläge für Sparmaßnahmen oder Verkäufe zu unterbreiten. „Was möglich ist, zeigt sich in den Koalitionsverhandlungen.“

Die künftige Opposition kritisierte gestern Krajewskis Aussagen. Die Finansenatorin habe es unterlassen, konkrete Wege aus der Krise aufzuzeigen, so der CDU-Finanzexperte Nicolas Zimmer. PDS-Fraktionschef Harald Wolf sagte, dass Krajewski es vermeiden wolle, der Öffentlichkeit mitzuteilen, „wohin die Reise gehen soll“.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen