Milzbrand-Alarm in Deutschland

In Thüringen und Schleswig-Holstein wurden bei Tests Milzbranderreger in Postsendungen nachgewiesen

BERLIN/ERFURT dpa/afp/taz ■ Gut vier Wochen nach den ersten Milzbrandfällen in den USA sind in Deutschland die ersten konkreten Verdachtsmomente für Milzbrandanschläge aufgetreten. Ein Brief in Thüringen wurde positiv getestet. Auch in Schleswig-Holstein gibt es einen konkreten Milzbrandverdacht.

Der verdächtige Brief an das Arbeitsamt im thüringischen Rudolstadt war nach Angaben von Gesundheitsminister Frank-Michael Pietzsch (CDU) mit einem pakistanischen Absender versehen, er trug jedoch eine deutsche Briefmarke und den Stempel eines deutschen Briefzentrums.

Bei zwei Untersuchungen des Briefs in Jena habe es positive Ergebnisse gegeben, die Resultate weiterer Tests am Robert-Koch-Institut sollten am späten Freitagabend nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe bekannt gegeben werden.

Auch der Verdacht auf Milzbrand in Schleswig-Holstein hat sich in einem ersten Test bestätigt. Das sagte Gesundheitsministerin Heide Moser gestern in Kiel. Laut Moser wurden am Montag 21 Pakete mit verschiedenen Inhaltsstoffen in Neumünster gefunden, unter anderem vor dem Rathaus und im Stadtwald. Vermutungen, dass in zwei Paketen Milzbranderreger waren, seien durch das Staatliche Referenzlabor in Jena bestätigt worden. Von dort seien die Proben an das Robert Koch-Institut in Berlin weitergeleitet worden.

Zahlreiche Verdachtsfälle auf Milzbrand-(Anthrax-)Erreger hatten sich bisher in Deutschland nie erhärtet. In den USA sind bislang vier Menschen an Milzbrand gestorben. Erstmals in Europa waren am Donnerstag in der Post an die US-Botschaft in Litauens Hauptstadt Vilnius Anthraxsporen aufgetaucht.

Nach den positiven Milzbrandtests tagte gestern Abend die so genannte Sicherheitslage im Kanzleramt. Wie aus Regierungskreisen verlautete, nehmen an den Beratungen Kanzleramtschef Frank-Walther Steinmeier sowie Vertreter des Gesundheitsministeriums, des Auswärtigen Amtes, des Innenministeriums und des Robert-Koch-Instituts teil. Eine Unterrichtung im Anschluss an die Sitzung war nicht geplant.

brennpunkt SEITE 6