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Marathon der fünf Ringe

Einstimmig beschließt das Nationale Olympische Komitee (NOK) die Bewerbung einer deutschen Stadt für die Sommerspiele 2012, echte Chancen rechnet man sich jedoch frühestens für 2016 aus

aus Hamburg OKE GÖTTLICH

Der Grund für das große Medieninteresse an der Mitgliederversammlung des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) im Hamburger Rathaus, einer biederen Veranstaltung mit dem Charme einer Firmenjahresabschlussfeier, war lediglich Antrag eins des NOK-Präsidiums. Es war kurz nach 13 Uhr am Samstag, als die 124 NOK-Mitglieder ohne Gegenstimmen die Bewerbung Deutschlands um die Olympischen Sommerspiele im Jahre 2012 beschlossen.

Das Präsidium um NOK-Chef Walther Tröger wurde beauftragt, das Auswahlverfahren unter mehreren deutschen Bewerbern (Stuttgart, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf, Leipzig und Berlin) festzulegen, zu koordinieren und die Entscheidung über den deutschen Kandidaten bis spätestens zum 15. April 2003 vorzubereiten. NOK-Chef und IOC-Mitglied Walther Tröger zeigte sich erfreut über die überraschend einstimmige Entscheidung. „Das zeigt, dass es der Basis des Sports ein echtes Anliegen ist, sich für Olympia zu bewerben.“

Nach der Entscheidung für einen Bewerber wird dann der weltweite Wettbewerb um die Gunst des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gestartet. Nach den Spielen 2008 in Peking käme eigentlich Nordamerika an die Reihe. Mögliche Kandidaten wie New York, San Francisco und auch das Peking unterlegene Toronto sind favorisiert, nicht zuletzt weil der wichtigste Geldgeber des IOC, der Fernsehsender NBC, in New York sitzt. Aber auch Mitbewerber wie Paris (letztmals 1924), London (1948) oder Rom (1960) hätten bei einer Entscheidung für Europa den Vorteil längerer Anwartschaft, nachdem die Spiele 1972 in München stattfanden.

Argumente, die das NOK-Mitglied Michael Groß unlängst zu der Aussage veranlassten, dass die Chance für eine Ausrichtung der Spiele bei „höchstens ein bis zwei Prozent liege“. Der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), Manfred von Richthofen, erwartet auch nicht den direkten Zuschlag. „Einzukalkulieren ist, dass ein Erfolg erst für die Spiele 2016 oder 2020 möglich sein könnte.“ IOC-Vizepräsident Thomas Bach schätzt das Ringen um die Sommerspiele 2012 ebenfalls „als den bisher härtesten internationalen Wettbewerb“ ein. Für den Fall einer erfolglosen Bewerbung fasste das NOK auch gleich den Beschluss, einen erneuten Anlauf für die kommenden Spiele „vorzugsweise mit denselben Kandidaten“ zu nehmen. IOC-Mitglied Roland Baar will dagegen von Anfang an auf Sieg setzen, da man sich sonst bestimmt mit den Plätzen begnügen müsse.

Eine flächendeckende, statt einer konzentrierten Bewerbung Deutschlands, wurde von NOK-Präsident Walther Tröger dagegen nicht als Manko angesehen: „Nach der künstlichen und monolithischen Bewerbung Berlins ist die übergreifende Bewerbung nur von Vorteil für den Sport in Deutschland“, sagte Tröger. NOK-Vize Helmut Digel dagegen warnte davor, dass „in einer Zeit, in der nichts mehr konsensfähig ist, eine Bewerbung mehrerer Städte zur Zerreißprobe werden kann“.

Abschließend verwies Olympia-Lobbyist Thomas Bach noch einmal auf den vermeintlichen Reiz für die Städte, Olympische Spiele auszurichten. „Jeder Stadtkämmerer würde sich über die 2,5 Milliarden Mark freuen, mit denen er die Infrastruktur seiner Stadt um 20 bis 25 Jahre nach vorne brächte.“ Die endgültige Entscheidung wird erst in vier Jahren fallen. Solange, erklärt Walther Tröger geheimnisvoll, „muss jede Stadt selber wissen, was sie tut. Nur der Versuch der Einflussnahme wird zum Ausschluss führen.“

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