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Man nehme: Marketing-Mios für die Musen

■ Die Kultureinrichtungen fordert ihren Anteil an den zehn Millionen, die die große Koalition gerade beschlossen hat

Das Musical ist tot, es lebe das Marketing! Etwas genauer gesagt: Das Musical ist drei viertel tot, die Bremer Marketing Gesellschaft soll statt drei nun über 10 Millionen Mark im Jahr verfügen. So beschloss es der Koalitionsausschuss der Bremer Regierungsparteien als Konsequenz aus dem „Hair“-Debakel: Gefördert werden sollen nun touristische Highlights, die essende, schlafende und shoppende Gäste tatsächlich an die Weser bringen.

Die aktuelle Marketing-Diskussion rief jetzt die Kultur-Institutionen auf den Plan. Koordiniert von „Anstoß“, der Bremer Kultur-Initiative, machten sie vor allem eines deutlich: Sie fühlen sich im bisherigen Marketing des Landes nicht adäquat aufgehoben, es werde überregional zu wenig mit ihren Pfunden gewuchert.

Ob die vierte Bunker-Valentin-Staffel des Bremer Theaters, die geplante „Kunst folgt Kunst“-Ausstellung des Museums Neue Weserburg oder die Van-Gogh-Schau der Kunsthalle: Sie sollen stärker als zuvor imageprägend für Bremen wirken – so die einhellige Forderung. Es gebe nun Chancen auf einen „Paradigmen-Wechsel“, betonte die Galeristin und „Anstoß“-Aktivistin Katrin Rabus hoffnungsvoll.

Wird der „Herbst des Musicals“ also zum „Frühling der Kultur“ (Intendant Klaus Pierwoß) – zumindest was das Marketing-Geld angeht? Klaus Sondergeld, Chef der fünfköpfigen Bremer Marketing Gesellschaft (BMG) dämpf die Erwartungen: „Wir können mit unserem Geld keine fehlenden Ausstellungs-Etats ersetzen oder gar Löcher in der Grundversorgung der Einrichtungen stopfen.“ Und er fordert seinerseits: „Die Kultureinrichtungen sollen aufhören, über Unterfinanzierung zu klagen – wie sollen die Bürger denn da das Gefühl entwickeln und ausstrahlen, in einer kulturell attraktiven Stadt zu leben?“

Immerhin hat sich sein Etat nun mehr als verdreifacht: Bisher hatte die Bremer Marketing Gesellschaft drei Millionen Mark zur Verfügung (inklusive 560.000 Mark für Personalkosten), nun sind es zehn.

Dazu kommen zwei Millionen, über die die Bremer Touristik Zentrale (zu 51 Prozent im Besitz der stadteigenen Hanseatischen Veranstaltungs Gesellschaft HVG, zu 49 Prozent beim Verkehrsverein) verfügt. Insgesamt hat Bremen also fünfzehn Millionen Mark, um überregional von sich reden zu machen.

Wie viel für die Bewerbung des Musicals – so es denn nächstes Jahr noch läuft – ausgegeben würde, ist laut Sondergeld noch völlig offen. Im Rahmen des bisherigen Etats sei die „Hair“-Werbung hauptsächlich über eine 600.000 Mark teure Zeitungsbeilage gelaufen, in der das Musical einen dominanten Platz einnahm. Eine eigenständige Musical-Bewerbung war allerdings auch nie vorgesehen, sondern als Aufgabe des Musical-Betreibers KPS definiert worden.

Nun müssen die Vergaberichtlinien genauer definiert werden. Für BMG-Chef Klaus Sondergeld ist „keine neue Strategie notwendig“. Im Übrigen sieht er neben der Werbung mit Kultur weiterhin auch eine Positionierung Bremens als „Marken-Hauptstadt“ für förderlich an – mit dieser Philosophie war zuletzt die kostengünstige Überlassung eines Teils der Rathaus-Fassade für Milka-Werbung (zu etwa einem Zwanzigstel des marktüblichen Preises, die taz berichtete) begründet worden.

Im engeren Sinne sieht Sondergeld zum Beispiel die Van-Gogh-Ausstellung der Kunsthalle, das Musikfest und die Eröffnung des Space Parks als prominent zu berwerbende Events. Kleinere Projekte hätten am ehesten noch im Rahmen einer Bündelung Chancen auf das BMG-Geld, wie etwa beim Asien-Schwerpunkt geschehen.

Nun muss das Parlament über die Eckdaten des Bremen-Marketings entscheiden – zum Beispiel in der Sitzung der Wirtschaftförderausschüsse am 5. Dezember. HB

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