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Südostasien träumt vom freien Handel

Die Asean-Staaten planen mit China, Japan und Südkorea größte Freihandelszone der Welt. Noch sind Schutzzölle in der Region die Regel

aus Peking JUTTA LIETSCH

Die „größte Freihandelszone der Welt“ soll bis 2011 in Asien entstehen. Das verkündeten die Regierungschefs der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean und Chinas gestern zum Abschluss ihres Gipfeltreffens im Sultanat Brunei, an dem auch Südkorea und Japan teilnahmen: „Mit einem Markt von 1,7 Milliarden Menschen“, erklärte Gastgeber Sultan Hassanal Bolkiah, „hätten wir eine Freihandelszone mit einem Bruttosozialprodukt von 2 Billionen und Handelsströmen im Wert von 1,23 Billionen Dollar.“ Wie diese Vision funktionieren kann, erklärten die Politiker nicht.

Die Region, die gerade erst die Finanzkrise von 1997/98 hinter sich hat, steht erneut vor wirtschaftlichen Problemen: Die Exporte, von denen Länder wie Thailand, Malaysia und Indonesien stark abhängen, sind nicht erst seit den Anschlägen in den USA drastisch zurückgegangen. Die wichtigsten amerikanischen, japanischen und europäischen Kunden haben kein Geld mehr für Computerteile, Fernseher und Kleidung aus der Region. Selbst der robuste Stadtstaat Singapur steckt in der Rezession.

Der Freihandelsplan ist auch deshalb besonders bemerkenswert, weil derzeit in Südostasien schon ein weit weniger ehrgeiziges Projekt nicht vom Fleck kommt: die „Afta“ genannte Freihandelszone innerhalb der Asean mit ihren „nur“ 500 Millionen Menschen. Bis zum Jahr 2003 sollen die Nachbarn füreinander die Grenzen öffnen. Danach dürfen nur die ärmsten Länder wie Laos, Kambodscha und Birma ihre Bauern und Fabriken durch Schutzzölle vor der Konkurrenz bewahren. Doch längst herrscht Streit: Das relativ wohlhabende Malaysia etwa will seine Autoproduktion auch künftig durch Tarife vor der thailändischen Konkurrenz schützen. Die Philippinen bangen um ihre petrochemische Industrie.

Relativ gut geht es nur der chinesischen Wirtschaft, die – nach offiziellen Zahlen – um rund 7 Prozent wächst. Mit Schrecken verfolgen die südostasiatischen Nachbarn, wie ausländische Investoren ihre Fabriken immer häufiger nach China verlegen, das mit niedrigen Löhnen und einem großen Absatzmarkt lockt. Der Beitritt in die Welthandelsorganisation steht bevor, was chinesische Exporte noch konkurrenzfähiger machen wird. Presseberichten zufolge sind in den letzten acht Jahren mehr ausländische Direktinvestionen nach China geflossen als in jedes andere Land der Welt mit Ausnahme der USA. So nimmt es auch nicht wunder, dass der Vorschlag der Asean-chinesischen Freihandelszone jetzt aus Peking kam. Chinas Vizeaußenminister Wang Yi lockte die Nachbarstaaten: Die Wirtschaften Südostasiens würden um 1 Prozent wachsen, die Chinas um 0,3 Prozent.

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