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Gemeinsam auf die Reeperbahn

Musical-Unternehmen Stella holt sich die Konkurrenz ins Operettenhaus  ■ Von Peter Ahrens

Wenn Stella-Chef Klaus von der Heyde von seinem Sitzplatz auf der gestrigen Pressekonferenz aus dem Fenster des Hotels Hafen Hamburg schaut, guckt er genau auf das Musical-Zelt der Konkurrenz Stage Holding. Dort prangt ein Riesen-Löwenkopf – steter Hinweis für von der Heyde, dass Stage dort demnächst den „König der Löwen“ brüllen lassen wird. Und er wird laut und vernehmlich brüllen – mit erwarteten Auslastungszahlen, von denen Stella derzeit nur träumt. Wenn einem die Konkurrenz davonzulaufen droht, dann bindet man sie ein. Und so haben Stella und Stage gestern bekannt gegeben, dass sie das Stella-Operettenhaus an der Reeperbahn ab dem kommenden Sommer gemeinsam betreiben werden. Auch beim Kartenvertrieb werde man kooperieren.

Im Operettenhaus hatte Stella 15 Jahre lang erfolgreich „Cats“ gespielt. Seit dem Ende von „Cats“ zu Jahresbeginn – das wird nun in Stuttgart gezeigt – hat das Unternehmen das Konzept geändert und auf kurzfristig laufende Produktionen wie „Fosse“ gesetzt. Mit, wie es heißt, nur mäßigem Erfolg, auch wenn von der Heyde keine Auslastungszahlen verrät. Standhaft begründet er die Kooperation mit Stage Holding vorrangig damit, „etwas für die Festigung des Musical-Standortes Hamburg zu tun“ und sagt: „Wir werden trotzdem weiterhin Konkurrenz bleiben.“

Maik Klokow von der Stage-Geschäftsführung sitzt neben ihm und grinst zufrieden. Das Unternehmen des holländischen Endemol-Produzenten Joop van den Ende, das mit „Buddy Holly“ im Hafen den Einstieg in den Hamburger Markt gefunden hatte, muss sich jetzt nicht mehr auf die mühsame Suche nach einer eigenen Spielstätte in Hamburg machen, hat den Fuß in der Tür an der lukrativen Reeperbahn und wird dort künftig den Ton bestimmen. „Unsere Philosophie fürs Operettenhaus ist eine andere als die, die Stella zuletzt hatte“, gibt Klokow die Richtung vor: Künftig wird es wieder Produktionen geben, die über drei bis vier Jahre am Stück in Hamburg laufen. Er verriet noch nicht, welche Produktionen das sein werden, aber Stage kann asu dem vollen schöpfen: Die Firma hat die Rechte an Musicals wie „Titanic“ oder „Dirty Dancing“, von denen man zumindest erwarten kann, dass sie Profit abwerfen.

Stella bleibt mit der Neuen Flora und dem Musical „Mozart“ künftig nur noch ein Trumpf am Standort Hamburg. Gleichzeitig schaut man verstärkt auf den Berliner Markt, wo man sich wie die Stage-Konkurrenz um das Schiller-Theater und das Theater des Westens als Spielstätten bewirbt. Nicht ohne Risiko, denn von der Heyde sagt selbst: „Berlin hat in Sachen Musical noch eine Menge nachzuholen. Da hat Hamburg einen großen Vorsprung.“ Als Musicalunternehmen auf dem Berliner Markt jetzt noch Fuß zu fassen, sei alles andere als leicht. Dort gebe „es jeden Abend tausend andere Kulturveranstaltungen, die man besuchen kann – das ist ganz anders als Hamburg.“

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