piwik no script img

Pech gips

■ Im Rollstuhl auf Einbruchstour

Wer sich ein Bein bricht, lässt sich normalerweise arbeitsunfähig schreiben. Es gibt aber auch Branchen, da nützt der gelbe Zettelnichts, weil er nicht automatisch vor Verdienstausfall schützt. In dieser Situation war offenbar ein 34 Jahre alter Hamburger. Trotz Gipsfuß und eingegipstem Oberschenkel machte er sich in der Nacht zu Donnerstag auf Einbruchstour. In einem Rollstuhl fuhr er zu einer Arztpraxis im Eimsbütteler Hellkamp. Dort hangelte er sich an einem Balkon hoch. In seinem Gipsbein hatte er die notwendigen Arbeitswerkzeuge verstaut.

Pech für ihn: Eine Anwohnerin bemerkte den lädierten Einbrecher, als er mit einem Schraubenzieher die Balkontür aufhebelte und alarmierte die Polizei. Die Beamten beobachteten staunend, wie er mit einer Taschenlampe durch die Räume humpelte. Der Aufforderung sich zu stellen, kam der Mann jedoch nicht nach. Denn dann hätte er womöglich wieder den beschwerlichen Weg über den Balkon antreten müssen. Deshalb ließ er sich lieber in der Praxis festnehmen. Die Beute von mehreren hundert Mark und das Werkzeug hatte er schon wieder im Verband verstaut.

Und er hatte doppelt Pech: Er wurde selbst Opfer einer Straftat. Die Polizei fand seinen Rollstuhl nicht mehr, weil er vermutlich während des Einbruchs geklaut worden war. So wäre die Flucht ohne Gefährt und ohne Krücken ohnehin sehr beschwerlich geworden. Da seine Gehbehinderung noch eine Weile andauern wird, somit Fluchtgefahr nicht besteht, beantragte die Polizei keinen Haftbefehl. ms

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen