piwik no script img

Genforscher traurig

Der Import von menschlichen Stammzellen solle verboten werden, sagt die Ethikkommission des Bundestages

BERLIN taz ■ Eine Mehrheit der Bundestags-Enquetekommission „Recht und Ethik der modernen Medizin“ hat sich gegen den Import von embryonalen Stammzellen ausgesprochen. 17 Mitglieder des mit je zu Hälfte aus Bundestagsabgeordneten und Sachverständigen besetzten Gremiums halten den Import von embryonalen Stammzellen ethisch für „nicht vereinbar“ mit dem Schutz von Embryonen. Sieben Kommissionsmitglieder sprachen sich am Montagabend dafür aus, die Einfuhr der Stammzellen zu tolerieren.

Bereits zweimal hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) auf Druck der Politik einen Forschungsantrag des Bonner Professors Oliver Brüstle verschoben. Der Neurologe, der bisher mit embryonalen Stammzellen von Mäusen gearbeitet hat, möchte für seine Forschungen jetzt humane Stammzellen vermutlich aus Israel importieren.

Die Herstellung von embryonalen Stammzellen ist in Deutschland nach dem Embryonenschutzgesetz klar verboten. Strittig ist jedoch, ob es zulässig ist, Zelllinien, zu deren Herstellung frühe, wenige Tage alte Embryonen verbraucht werden müssen, aus dem Ausland zu beziehen. „Nein“, das sei grundsätzlich und ohne Ausnahme nicht vertretbar, sagt die Mehrheit der Enquetekommission. Da bereits die Gewinnung der Stammzellen nicht erlaubt sei, dürfe an ihnen auch nicht geforscht werden. Die Minderheitenposition spricht sich dagegen für einen Import unter strengen Auflagen aus. So soll eine staatliche Kontrollinstanz darüber wachen, dass nur Stammzellen genutzt werden, die aus tief gefrorenen, bei der künstlichen Befruchtung anfallenden so genannten überzähligen Embryonen gewonnen wurden. Zudem müsse eine Zustimmung der Mutter vorliegen und der Nachweis erbracht werden, dass das Forschungsprojekt, das „hochrangige“ Ziele verfolgen müsse, nicht mit anderen, zum Beispiel adulten Stammzellen, realisiert werden könne.

Vorgesehen war, dass die DFG am 7. Dezember über den Brüstle-Antrag entscheidet. Bis dahin wird zwar auch die Stellungnahme des „Nationalen Ethikrates“ zu der Importfrage vorliegen. Der Bundestag jedoch wird erst Ende Januar das letzte Wort sprechen. Ob die DFG ihre Entscheidung verschiebt, ist noch offen.

WOLFGANG LÖHR

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen