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Taliban geben Norden auf

Nordafghanische Stadt Kundus kurz vor der Kapitulation. Außenminister der Nordallianz erklärt sich bereit bald Gespräche über die Zukunft des Landes zu führen. Frankreich schickt Truppen

KABUL/BERLIN/LONDON ap/rtr/dpa/taz ■ Die Taliban verlieren ihre letzte Bastion im Norden Afghanistans. Nach Angaben eines Nordallianz-Kommandeurs haben die Taliban-Kämpfer in der nordostafghanischen Stadt Kundus ihre Kapitulation angeboten. Beide Seiten führten über Funk Verhandlungen über das Schicksal der Eingeschlossenen. Als Bedingung für ihre Kapitulation verlangten die Taliban Sicherheitsgarantien für 3.000 Ausländer aus Pakistan, Tschetschenien und arabischen Ländern sowie die Mitwirkung von Vertretern der Vereinten Nationen. Laut CNN-Berichten hatte es in der Stadt Massenselbstmorde unter den ausländischen Taliban-Kämpfern gegeben.

Unterdessen erklärte sich der Außenminister der Nordallianz, Abdullah Abdullah, bereit, in Europa Gespräche über eine künftige Regierung Afghanistans aufzunehmen. „Nach unsere Ansicht könnte es noch diese Woche sein“, sagte Abdullah gestern nach einem Treffen mit US-Botschafter James Dobbins in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Eine Sprecherin des Auswärtiges Amtes sagte in Berlin, als Verhandlungsort seien Bonn, Wien und Genf im Gespräch.

Nach Angaben von Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) steht ein Einsatz der Bundeswehr zur Unterstützung des Krieges der USA in Afghanistan unmittelbar bevor. Scharping sagte gestern, wahrscheinlich würden deutsche Hilfe beim Lufttransport und medizinische Kapazitäten noch in dieser Woche zur Verfügung gestellt.

Die französische Regierung will bis Dienstag die Zahl ihrer Truppen in Afghanistan auf 200 bis 250 erhöhen. Außerdem schickt Frankreich Mirage-Kampflugzeuge zur Unterstützung der US-Luftangriffe. Unterdessen beschrieb der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon die Lage in Afghanistan als „ziemlich düster“. Es könnte in Afghanistan für die britischen Truppen gefährlich werden. Die bereits entsandten 100 Mann der Kommandoeinheit Special Boat Servicves (SBS) sollen nach seinen Angaben nach Erfüllung ihrer Aufgaben wieder aus Afghanistan abgezogen werden.

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