DIE FIRST LADIES IN DEN USA UND ENGLAND HELFEN AN DER FRAUENFRONT: Propaganda für den Krieg
Wo bleibt eigentlich Doris? Schon Sonntag hat die amerikanische First Lady Laura Bush das Volk der USA darüber aufgeklärt, dass der Kampf gegen den Terrorismus eigentlich ein Kampf für Frauenrechte sei. Gestern legte ihr britisches Pendant Cherie Blair nach. Da fehlt doch nur noch Doris Schröder-Köpf, die ebenfalls den Horror ausgerissener Fingernägel und vergewaltigter Frauen beschwörte, um den Feldzug ihres Mannes zu unterstützen.
Das ehrenwerte Engagement für die afghanischen Frauen kommt fünf Jahre zu spät. Als die USA die Taliban gegen die russischen Besatzer aufrüsteten, war den Menschenrechtsverteidigern egal, dass die Taliban von Beginn an auch einen Kriegszug gegen die Frauen führten. Wer jetzt tränenreich beklagt, dass Frauen ohne Burka Freiwild waren und nicht einmal mehr ärztlich versorgt wurden, muss sich fragen lassen, warum ihm oder ihr diese Werte der „zivilisierten Welt“ nicht schon früher ein öffenliches Bekenntnis wert waren. Die Klage der Ladies klingt jetzt wie schlichte Propaganda für den US-Feldzug in Afghanistan.
Die Taliban nach ihrem Abzug aus weiten Teilen Afghanistans zu dem zu erklären, was sie immer schon waren, ist sinnlos. Zudem die Ladies daraus bloß die Forderung ableiten, dass Frauen nun bei der humanitären Versorgung nicht vergessen werden dürfen. Nur: Diese Gefahr besteht bei den Hilfsorganisationen ohnehin nicht.
Wer heute etwas für die Frauen vor Ort tun will, muss auf neue Berichte über Vergewaltigungen durch die Nordallianz hinweisen. Muss die Bemühungen von Frauenorganisationen unterstützen, die Frauen in den Friedensprozess integrieren wollen – immerhin gibt es eine entsprechende UN-Resolution. Der jetzt überall favorisierte Stammesrat, Loya Jirga, ist jedoch ein Männergremium, das mit Frauenrechten traditionellerweise nichts am Hut hat. Statt diese Entwicklungen zu kritisieren, verdammen die Ladies lediglich die Taliban. Die Diskriminierung von Frauen in anderen muslimischen Ländern wie Pakistan wird dagegen aus taktischen Gründen schöngeredet. Da sollten die First Ladies doch lieber den Mund halten. Ein Lob an Doris Schröder-Köpf, wenn sie sich für diese Propaganda nicht missbrauchen lässt. HEIDE OESTREICH
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