Mutaaboor

Wintermärchen für 99 Pfennig: Arbeitslose spielen „Kalif Storch“ für Kita-Kinder  ■ Von Kaija Kutter

Gelangweilt liegt Kalif El Chasid auf dem Kanapee, auch Wasserpfeife und Bauchtänzerin können ihn nicht erfreuen, als der gewitze Krämer Mizra vorbeischwirrt und ihm ein Zauberpulver verkauft. Zusammen mit Freund Großwesir schnupft er heimlich davon und wird in einen Storch verwandelt. Die rotbestrumpften Männlein sehen selber albern aus, lachen sich aber kaputt, als sie zwei ebenso gekleidete Störchinnen tanzen sehen. Hätten sie nicht tun sollen, denn nun vergessen sie das Zauberwort. „Mutaaboor“, rufen die kleinen Zuschauer, doch Tiere hören nicht.

Es muss nicht Laubharken sein. Dass eine Beschäftigungsmaßnahme für Arbeitslose sinnvoll sein und auch noch Spaß machen kann, führt das Projekt „ZuAnKi“, (Zusätzliche Angebote für Kindertagesstätten), gerade im der Eimsbüttler „Seniorenresidenz St. Markus“ vor. Bis Ende November spielen die Teilnehmer Wilhelm Hauffs „Kalif Storch“ – für Kinder und Alte. Eintritt: 99 Pfennig.

Dem Team gelang es in neun Wochen Probezeit, eine überzeugende orientalische Kulisse zu schaffen, welche die 3- bis 7-jährigen Premierenzuschauer in den Bann zog. Die Aufführung ist der Höhepunkt der einjährigen Qualifizierung zur „Pädagogischen Hilfskraft“, welche der Verein „Mook Wat“ seit 1998 anbietet. Neben zwölf kleineren Projekten in Kitas gehört auch eine Schulung in pädagogischen Grundkenntnissen dazu.

„Ich wollte gerne was mit Menschen machen“, berichtet der arbeitslose Handelslehrer Torsten Stach, der den Großwesir spielt und als Hilfserzieher zuvor Kita-Kindern die Vogelwelt erklärte. Stach: „Im Sozialbereich herrscht so ein Mangel. Da sind die froh über jede zusätzliche Kraft.“

Andere der 17 Teilnehmer hat das Arbeitsamt zur Mitarbeit verpflichtet. Das Zertifikat, so die Teilnehmer, sei in der Praxis nicht allzu viel Wert, denn für einen festen Erzieherjob werde meist eine richtige Ausbildung verlangt. Dennoch fördere „ZuAnKi“ die soziale Kompetenz, biete einen regelmäßigen Tagesablauf und Orientierung. Zudem haben sie anschließend Anspruch auf Arbeitslosengeld.

„Ich bin Lehrerin, aber meine Ausbildung wird hier nicht anerkannt“, klagt die Polin Dorothea Babinski, im Märchen die Eule. Sie hat zuvor als Hausaufgabenhilfe gearbeitet und ist nicht allzu optimistisch, dass sich ihre Aussichten verbessern. Aber wer weiß? Im Stück wird sie schließlich auch in die schöne Prinzessin zurückverwandelt, die sie eigentlich ist.

Kalif Storch: 22., 28. und 29. 11., je 11.30 Uhr und 22., 23. und 26. 11. um 14.30 Uhr, Seniorenzentrum St. Markus. Gärtnerstraße 63