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dieser verdammte krieg (xxxviii)

ROGER WILLEMSEN führt heute das Kriegstagebuch der taz.

Eine Formsache

Wenn die Bindungen fallen, bleiben nur die Formen übrig, hat Robert Musil einmal geschrieben. So wird auch die Solidarität kaum mehr frisch empfunden: Mehr und mehr Menschen bekennen gewunden, keine wirkliche Verbindung zur afghanischen Bevölkerung fühlen zu können, ein Fünftel aller Amerikaner hält die humanitäre Hilfe für übertrieben: Der Krieg tritt jetzt in die Phase seiner Formalisierung ein.

So verwandelt sich das moralische Kalkül in strategisches, militärische Logik dominiert die Leitartikel. Und jeder, der die Nationalmannschaft glaubt, besser zum Sieg führen zu können, weiß auch, wie man, die Bild in der Hand, Ussama in seinem Versteck ausräuchert.

Irgendwie hat die Vertrauensfrage des Kanzlers die Debatte zugleich abgeschlossen und gewendet. Jetzt ist die afghanische Bevölkerung wenigstens glücklich zu wissen: Sollten wir mit deutscher Beteiligung ums Leben kommen, dann doch nur ganz knapp und nicht ohne sehr, sehr ernste Bedenken der Grünen. Damit wurde der Widerspruch gegen diesen Krieg über die Koalition hinaus marginalisiert, und die einzigen echten Kriegsgegner im Parlament müssen sich vom kritischen Journalismus veralbern lassen, der nie so kritisch war wie mit den Kriegskritikern.

Böhme zu Gysi: „Würden Sie heute Bin Laden besuchen, ihm die Hand geben und sagen, komm mit, Junge?“ So ist das eben mit dem Eintritt des Krieges in die Sphäre der Normalität: Übrig bleiben Strategen; die anderen finden schon wieder, man dürfe nicht immer alles so verbissen sehen. Der Spaß kehrt zurück.

MORGEN NEU: Sibylle Berg

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