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Der kühle Klare

■ Gerhard Stoltenberg ist tot

Der ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident und CDU-Bundesminister Gerhard Stoltenberg ist tot. Der 73-Jährige starb am Freitag in seinem Haus in Bonn-Bad Godesberg an Krebs. Das teilte der schleswig-holsteinische CDU-Vorsitzende Johann Wadephul am Sonnabend in Kiel mit.

Als der „kühle Klare aus dem Norden“ ging der Historiker in die bundesrepublikanische Politik-Geschichte ein: Er hat drei Bundesministerien geführt: Forschung (1965-69), Finanzen (1982-89) und Verteidigung (1989-92) und war von 1971 bis 1982 schleswig-holsteinischer Ministerpräsident. Sein politischer Abstieg begann mit der Versetzung vom Finanz- in das Verteidigungsressort, der Absturz folgte im März 1992. Nach Bekanntwerden einer illegalen Panzerlieferung in die Türkei trat Stoltenberg zurück, „ein bisschen ärgerlich“ fand er das später. Wegen mehrerer Pannen stand Stoltenberg zuletzt als ein Ressortchef da, der unsensibel für die Zeitläufe und – zu sehr auf seine Offiziere horchend – nicht mehr Herr im Haus war.

Sein Amt als schleswig-holsteinischer CDU-Landeschef hatte er schon 1989 im Strudel der Affäre um seinen politischen Zögling und Nachfolger als Ministerpräsident, Uwe Barschel, abgegeben. Doch die Landespartei wählte ihn zum Ehrenvorsitzenden. Bis zuletzt hatte sein Wort im Norden Gewicht.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundeskabinett war es ruhiger um Stoltenberg geworden, doch im Bundestag blieb er bis 1998 aktiv. Im Norden legte er sich vor der Landtagswahl 2000 für den schließlich gescheiterten CDU-Spitzenkandidaten Volker Rühe ins Zeug.

Soltenberg soll Ehrenbürger Schleswig-Holsteins werden, das hatte Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) bereits im Oktober angekündigt. lno

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