Vorsicht, Schulterschluss

Mit Aufmärschen gegen die alte Wehrmachtsausstellung begann 1997 der Aufstieg der rechtsextremen NPD. Heute will sie verunsicherte Sympathisanten erneut mobilisieren

Wer in diesen Tagen eine x-beliebige rechte Internetseite anklickt, wird fast automatisch auf eine Homepage mit dem programmatischen Titel „Ruhm und Ehre“ stoßen. Wehrmachtssoldaten mit Gewehr in Anschlag finden sich da neben einem Foto von Jan Philipp Reemtsma, Leiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung, das mit der blinkenden Zeile „Vorsicht Reemtsma“ versehen ist.

Der Slogan „Unsere Väter waren keine Verbrecher“, mit dem das rechte Lager nun gegen die erneuerte Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ mobilisiert, ist der gleiche wie schon beim Protest gegen die erste Wehrmachtsausstellung Mitte der 90er. Damals hatten NPD und militante Freie Kameradschaften am 1. März 1997 in München rund fünftausend bekennende Rechtsextremisten, aber auch Mitglieder von CDU und CSU sowie ehemalige Wehrmachtssoldaten und SS-Angehörige auf die Straße gebracht. Dieser Aufmarsch markierte den Beginn eines knapp vier Jahre lang ungebrochenen Aufschwungs der NPD.

Mit dem Protest gegen die Wehrmachtsausstellung gelang der extremen Rechten erstmals seit der Mobilisierung gegen die Ostverträge Anfang der 70er-Jahre wieder der Schulterschluss mit Rechtskonservativen und jenen Teilen der so genannten „Erlebnisgeneration“, die an ihrer Lebenslüge von der „sauberen Wehrmacht“ festhalten. Gleichzeitig profitierte die NPD davon, sich als die „radikalere Alternative“ zu CDU und CSU präsentieren zu können. Deren Vertreter trugen und tragen ihren Protest vor allem verbal und durch demonstratives Fernbleiben zur Schau.

Angesichts des Verbotsantrages gegen die NPD und der damit einhergehenden Verunsicherung ihrer Sympathisanten versucht die Neonazipartei nun, mit der erneuten Mobilisierung gegen die Ausstellung aus der Defensive zu kommen. Doch treibende Kraft sind vor allem die militanten Freien Kameradschaften um den Hamburger Neonazi-Anführer Christian Worch. Sie haben bereits für die nächste Station der Ausstellung in Bielefeld im Januar Proteste angekündigt. HKL