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von seattle über genua bis katar

„Battle in Seattle“ – Geburtsstunde der neuen Anti-Globalisierungsbewegung

Vor zwei Jahren wurde Seattle, eine beschauliche Großstadt im äußersten Nordwesten der USA, über Nacht weltbekannt. 50.000 Menschen demonstrierten damals, am 30. November 1999, gegen ein Spitzentreffen der Welthandelsorganisation (WTO), bei dem es um eine neue Welthandelrunde gehen sollte. Die meisten der Demonstranten folgten dem Aufruf des Gewerkschaftsdachverbands AFL-CIO, neben den Gewerkschaftern aber marschierten Bauern und Feministinnen, Schüler und Studenten, Umweltschützer und Tierrechtsaktivisten, Mitglieder von Dritte-Welt-, Gesundheits- und Bürgerrechtsgruppen.

Ein Teil der Demonstranten blockierte den Zugang zum Convention Center, dem Tagungsort des WTO-Treffens in der Innenstadt. Viele der Konferenzteilnehmer, darunter UN-Generalsekretär Kofi Annan und die damalige US-Außenministerin Madeleine Albright, steckten in ihren Hotels fest, Konferenzpräsident Mike Moore sagte schließlich die Eröffnungveranstaltung ab. In den Straßen des sonst so friedlichen Seattle lieferten sich Demonstranten Straßenschlachten mit einer überforderten Polizei. Seattles damaliger Bürgermeister Paul Schell erklärte den Notstand, verhängte über das Stadtzentrum eine nächtliche Ausgangssperre und forderte die Nationalgarde zur Verstärkung an. Über 60 Demonstranten wurden festgenommen.

Seitdem gilt Seattle als eine Art Geburtsort der Anti-Globalisierungs-Bewegung. Zwar hat es auch vorher Demonstrationen und Proteste gegeben, wie bei den Tagungen von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank 1988 in Berlin oder in Madrid 1994. Doch in Seattle schloss sich erstmals ein breites Bündnis zusammen, dass dann den Namen Anti-Globalisierungs-Bewegung erhielt. Die verschiedenen Gruppen eint vor allen der gemeinsame Feind: die Politik der WTO.

Seit der „Battle in Seattle“ kommt es bei jedem Treffen von WTO, IWF oder Weltbank zu Protesten der Globalisierungskritiker: in Washington D. C., in Prag und Genua. In Genua protestierten im Juli 150.000 Menschen gegen den vor der Öffentlichkeit extrem abgeschotteten G-8-Gipfel der wichtigsten Industriestaaten. Nur in Katar, wo vor drei Wochen die WTO-Nachfolgekonferenz von Seattle stattfand, gab es nur wenig Protest. Das Emirat hatte Gegner nicht einreisen lassen. SAM

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