: Gut gemeint aber falsch gedacht
In Riga wurden 25.000 Juden ermordet. Fünfundzwanzigtausend. Da wirkt es schon fast pietätslos hier nachzurechnen, ob auch Bremer Juden unter den Toten waren. Ist vielleicht doch auch gar nicht so schlimm, wenn eine Gedenkstätte in Riga auch der Bremen Juden gedenkt, die ja schließlich auch deportiert wurden – bloß eben nicht nach Riga.
Nicht so schlimm? Die Wahrheit liegt allerdings woanders. Viele hundert Kilometer weiter südlich, in Minsk, wohin die Bremer Juden bereits am 18. November 1941 deportiert wurden. Mit Riga hatten sie damals überhaupt gar nichts zu tun. Da gab es nicht mal einen Städtebund, denn den hat der Senat erst 1985 besiegelt.
Zwar ist es im Grunde gut gemeint, wenn in Riga auch für die Bremer Juden Urnen aufgestellt werden. Aber gut gemeint – das allein reicht nicht. Nicht um sich vor peinlichen historischen Fehlern zu schützen. Das zeigte schon die Wehrmachtsausstellung. Gerade hier ist Genauigkeit angebracht. Sonst braucht man es bei der mühsamen Recherche für die Namenslisten auch nicht so genau zu nehmen.
So bleibt ein flaues Gefühl im Bauch zurück: Wer für's Mahnmal zahlt, scheint auch ein Gräberfeld plus Urne zu kriegen. Als wäre man das den Bremern schuldig. Das klingt, als wäre es letztlich egal, welchen 25.000 Toten dort gedacht würde. Und irgendwann wird womöglich gefragt, warum man dort überhaupt gedenkt.
Dorothee Krumpipe
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